INnovation
Gesundheit
Österreich
05.05.2020

Bill Gates fordert globales Gesundheitssystem

Microsoft-Gründer Bill Gates unterstützt mit seiner milliardenschweren Stiftung Gesundheitsprojekte auf der ganzen Welt. Er pocht schon seit Jahren auf eine bessere Vorbereitung gegen gefährliche Virus-Pandemien. In der aktuellen Corona-Krise warnt er vor einem zu schnellen Hochfahren der Wirtschaft.

Es war 2015, als Bill Gates in einer Rede der Konferenzserie TED genau das vorwegnahm, was die Welt seit Anfang 2020 in Atem hält. In seinem Talk sprach der Unternehmer und Mäzen über die größten Gefahren, die in Zukunft auf den Menschen zukommen würden. Er warnte vor hochansteckenden Viren, die Millionen von Menschen das Leben kosten könnten, und zog Schlüsse aus der Ebola-Epidemie in Westafrika. Sein Ruf nach einem globalen Gesundheitssystem und einer internationalen Strategie gegen gefährliche Pandemien blieb damals ungehört.

Das Szenario einer drohenden Pandemie, das Bill Gates in seiner Rede von 2015 zeichnete, wurde mittlerweile durch die Wirklichkeit abgelöst. Der Fahrplan, den der Informatiker und Philanthrop zur Eindämmung künftiger Ausbrüche skizzierte, könnte ein gangbarer Weg für die Staatengemeinschaft sein. Hier die prägnantesten Aussagen seiner Rede:

Bill Gates 2015

Bedrohung durch Viren, nicht Raketen

„Wenn es etwas gibt, was in den nächsten Jahrzehnten mehr als zehn Millionen Menschen töten kann, dann ist es sehr wahrscheinlich eher ein hochansteckendes Virus als ein Krieg. Keine Raketen, sondern Mikroben. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass wir viel in nukleare Abschreckung, aber kaum etwas in ein System investiert haben, das eine Epidemie aufhält. Wir sind für die nächste Epidemie nicht gewappnet.“

„Dabei könnten wir ein sehr gutes Reaktionssystem entwickeln. Wir können alle existierenden modernen Technologien nutzen. Es gibt Fortschritte in der Biologie, durch die wir Krankheitserreger wesentlich schneller identifizieren und passende Medikamente und Impfstoffe entwickeln können. Wir haben also die Mittel, aber wir müssen sie in ein globales Gesundheitssystem integrieren.“

Mobile Hilfstruppen für Epidemie-Ausbrüche

„Wir benötigen ein gutes Gesundheitswesen in armen Ländern. Dann können Mütter sicher gebären und Kinder alle Impfungen bekommen. Wir können dadurch aber auch einen Ausbruch sehr früh erkennen.“ 

„Wir brauchen medizinische Hilfstruppen aus ausgebildeten und erfahrenen Helfern, die auf Abruf bereit sind und über die nötige Expertise verfügen. Diese medizinischen Helfer müssen dann durch das Militär verstärkt werden. Denn es ist rasch einsatzfähig, logistisch effizient und kann Gebiete absichern.“

Investitionen für eine sicherere Welt

„Ich weiß jetzt nicht genau, was das alles kosten würde, aber im Vergleich zum potenziellen Schaden sicherlich sehr wenig. Die Weltbank rechnet bei einer weltweiten Grippeepidemie mit drei Billionen Dollar Einbuße für den globalen Wohlstand und mit Millionen von Todesopfern.“ 

„Die Weltbank rechnet bei einer weltweiten Grippeepidemie mit drei Billionen Dollar Einbuße für den globalen Wohlstand und mit Millionen von Todesopfern.“ Bill Gates 2015

„Derartige Investitionen bereiten uns also nicht nur auf eine Epidemie vor. Die medizinische Grundversorgung, die Forschungs- und Entwicklungsarbeit würden globale Gesundheitslücken schließen und die Welt gerechter und sicherer machen.“ 

Bill Gates 2020

250 Millionen Dollar für Corona-Forschung

Die von ihm und seiner Frau gegründete Bill and Melinda Gates Foundation hat in den letzten 20 Jahren an die 50 Milliarden US-Dollar in Projekte zur Bekämpfung von Armut und Krankheit in Entwicklungsländern investiert. Auch an der Bekämpfung der weltweiten Corona-Krise ist die Stiftung aktiv beteiligt. 

Mehr als 250 Millionen Dollar sollen in die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten zur Behandlung von -19 fließen sowie in Maßnahmen, die einen ähnlichen Ausbruch in Zukunft verhindern können. Mit seinem Vorstoß will Gates auch sicherstellen, dass alle Menschen auf der Welt gleichberechtigten Zugang zu den Impfstoffen erhalten, und es keine Übervorteilung gibt. 

Warnung vor zu schnellem Hochfahren

In einem aktuellen Interview mit TED warnte Gates vor einem frühzeitigen Hochfahren der Wirtschaft. Er spricht sich für einen raschen und strengen Lockdown aus, was eine schnellere Lockerung der Maßnahmen ermögliche.

„Es gibt einfach keinen Mittelweg, und es ist sehr brutal den Leuten zu sagen, ‚Geht weiter in Restaurants, geht weiter auf Wohnungssuche, ignoriert den Leichenberg in der Ecke.‘ Es ist sehr unverantwortlich so zu tun, als könne man das beste aus beiden Welten haben.“

„Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind wirklich katastrophal. Etwas Ähnliches hat es in unserem Leben bislang nicht gegeben. Aber die Wirtschaft lässt sich wieder aufbauen, Tote lassen sich nicht wieder lebendig machen.“

„Die Wirtschaft lässt sich wieder aufbauen, Tote lassen sich nicht wieder lebendig machen.“ Bill Gates 2020

„Je eher und je strenger Social Distancing umgesetzt wird, desto früher kann es wieder aufgehoben und zur Normalität zurückgekehrt werden.“

Lob für Österreich

In einem aktuellen Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lobt Gates jene Länder – darunter auch Österreich –, die auf eine wohlüberlegte Lockerung der Restriktionen setzen. Generell sei die Reaktion auf das Virus in den reichen Ländern aber zu langsam gewesen.

„Einige Länder sind sehr gut dabei, wirtschaftlichen Nutzen und Ansteckungsrisiko abzuwägen. Zum Beispiel Dänemark, Österreich und jetzt auch Deutschland. Wir können alle davon lernen, gerade wenn Länder auch ein gutes Testsystem haben. Denn dann kann man schnell feststellen, wenn Infektionsraten wieder nach oben gehen.“

„Nach der Ankunft des Virus waren wir zu langsam und haben seine Ausbreitung zugelassen. Nun müssen wir die Konsequenzen tragen wie diesen gewaltigen ‚Shutdown‘, der im Moment das einzige Werkzeug ist, um die Infektionsraten zu drücken.“

Text: Gertraud Gerst; Bild: MSC / Mueller

Haben Ihnen diese Artikel gefallen?

Erhalten Sie regelmäßig alle relevanten Nachrichten aus dem österreichischen Gesundheitswesen.