Eine „Boarding Card“ für Besuche im Krankenhaus
Besucherschleusen prägen seit Beginn der COVID-19-Pandemie das Bild in den Krankenhäusern. Die App „Covidoor“ aus Oberösterreich soll die Zugangskontrollen für Besucherinnen und Besucher einfacher und für die Spitäler effizienter machen.
Was Flugreisende vom Einchecken am Airport kennen, gilt in Zeiten von Corona nun auch beim Besuch im Krankenhaus: Mit einem Ticket, das man sich zuvor online besorgt hat, geht es schneller. Oberösterreichs Spitäler setzen bei der Einlasskontrolle an den Sicherheitsschleusen und zur Überprüfung der Besuchsbeschränkungen auf digitale Unterstützung.
Covidoor heißt die App, die von der Linzer Firma Netural entwickelt wurde und derzeit von allen oberösterreichischen Spitalsträgern implementiert wird. Vor einem Besuch im Krankenhaus kann man unter www.covidoor.com acht Fragen beantworten – dieselben, die ansonsten vom Personal direkt an der Schleuse gestellt werden. Gefragt wird nach Kontakt mit einem bestätigten COVID-19-Fall, nach Husten, Kurzatmigkeit, Verlust von Geschmacks- oder Geruchssinn, Durchfall, Halsschmerzen und Fieber sowie, ob man in den letzten 14 Tagen in einem Land mit Reisewarnstufe 5 oder 6 war.
Wer all dies verneinen kann, erhält ein Online-Gesundheitsticket mit einem QR-Code, aufs Handy oder zum Ausdrucken. Dieser Code wird dann an der Schleuse mit einem Tablet gescannt. So lassen sich alle Besucherinnen und Besucher, die auf einer „schnellen Spur“ sofort Zugang erhalten, von jenen abgrenzen, bei denen weitere Tests erforderlich sind. Die Tickets sind 48 Stunden gültig, danach werden alle personenbezogenen Daten automatisch gelöscht.

Es geht nicht ohne Eigenverantwortung
„Natürlich liegt es in der Verantwortung jedes Einzelnen, die Online-Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten. Aber das ist nicht anders, wenn die Fragen direkt an der Schleuse gestellt werden: Wer es darauf anlegt, kann auch da falsche Antworten geben“, sagt Johann Minihuber, Geschäftsführer im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried. Dort hat man in den vergangenen Wochen bereits Erfahrungen mit der neuen App gesammelt.
Der raschere Zugang ist für die Besucherinnen und Besucher nicht bloß ein zeitlicher Vorteil: Da Staus an den Schleusen vermieden beziehungsweise reduziert werden, sinkt auch das mögliche Infektionsrisiko in dieser Situation. Im nächsten Schritt soll Covidoor darüber hinaus die Einhaltung der geltenden Besuchsregelungen („4 x 1“) sicherstellen, die vorsehen, dass Patienten jeweils pro Tag nur von einer Person für eine Stunde besucht werden dürfen. Das Gesundheitsticket wird dann auch die sechsstellige PIN enthalten, die jedem Patienten für Besuche zugewiesen wird. Wird diese PIN beim Scannen ein zweites Mal an einem Tag erfasst, schlägt das System „Alarm“ und verweigert den Zutritt.
Fachpersonal nicht an Schleuse binden
Derzeit sind im Krankenhaus Ried drei provisorische Schleusen im Bereich der Rettungszufahrt in Betrieb. Zugleich laufen die Planungen, um den Haupteingang entsprechend umzugestalten. „Das Thema Schleuse wird uns langfristig, wenn nicht sogar dauerhaft erhalten bleiben“, ist Minihuber überzeugt. Jedenfalls so lange, wie es gegen COVID-19 weder Impfung noch kausale Therapie gibt und die Folgen jeder Einschleppung ins Krankenhaus daher massiv wären.
„Das Thema Schleuse wird uns langfristig, wenn nicht sogar dauerhaft erhalten bleiben“, meint Josef Minihuber, Geschäftsführer im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried.
Die neue Rieder Schleuse samt Schrankensystem wird im Endausbau fast zur Gänze automatisch funktionieren, der Testbetrieb eines entsprechenden Prototyps startet demnächst. „Das Fachpersonal, das derzeit an der Schleuse gebunden ist, brauchen wir dringend für die Patientenversorgung“, betont Minihuber. Ganz ohne Ansprechpartner wird es nicht gehen, zumal nicht alle Besucher Verständnis für die Beschränkungen zeigen und das Personal so manches „Konfliktgespräch“ führen muss, wie der Geschäftsführer es ausdrückt.
Ein Zukunftsprojekt ist auch, die App nicht nur für Besucherinnen und Besucher zu nutzen. Patientinnen und Patienten könnten zum Beispiel für einen Ambulanzbesuch vom Krankenhaus einen eigenen, jeweils an diesem Tag gültigen QR-Code erhalten.
Zurückhaltung bei Besuchen ist gefragt
Während sich Krankenhäuser in den vergangenen Jahren immer mehr für Besucherinnen und Besucher geöffnet und Besuchszeiten ausgeweitet haben, ortet Minihuber durch die Corona-Pandemie einen Kulturwechsel: „Es wird deutlich zurückhaltender agiert.“ So gelten in Ried nun nicht nur in der allgemeinen Klasse, sondern auch auf den Sonderklassestationen dieselben fixen Besuchszeiten (14 – 15.30 und 18 – 19 Uhr). Ausgenommen sind Eltern, die ihre Kinder besuchen, Väter, die zur Geburt ihres Kindes ins Krankenhaus kommen, und Angehörige sterbender Patientinnen und Patienten.
Es sei auch eine Frage der Eigenverantwortung, Besuche im Spital auf Patientinnen und Patienten mit längerer Verweildauer sowie grundsätzlich auf das absolut notwendige Maß zu begrenzen, unterstreicht Minihuber. Das sei nicht zuletzt im Sinne der Betroffenen: Während des absoluten Besuchsverbots in den ersten Wochen des Lockdowns habe es von Patientinnen und Patienten auch zahlreiche positive Rückmeldungen gegeben.
Text: Josef Haslinger