KI schreibt Arztbriefe mit 93 Prozent Trefferquote
Eine aktuelle Studie des Universitätsklinikums Freiburg belegt die hohe Praxistauglichkeit von KI-gestützter medizinischer Dokumentation. Das beste getestete Modell erzeugte zu 93,1 Prozent verwendbare Arztbriefe und wird bereits im klinischen Alltag eingesetzt.
Zeitaufwändige Dokumentationsarbeit könnte für medizinisches Fachpersonal bald deutlich effizienter werden. Forschende des Instituts für Digitalisierung in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg haben in einer umfangreichen Studie nachgewiesen, dass speziell trainierte KI-Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) qualitativ hochwertige medizinische Dokumentation in deutscher Sprache erstellen können. Bemerkenswert: Die besten Ergebnisse wurden dabei mit einem nicht-kommerziellen Modell erzielt.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass speziell für die deutsche Sprache trainierte Modelle wertvolle Unterstützung bei der Erstellung von medizinischen Berichten leisten können. Das könnte die Arbeitsabläufe im Klinikalltag deutlich erleichtern", erklärt Studienleiter Christian Haverkamp, kommissarischer Direktor des Instituts für Digitalisierung in der Medizin.
Praxiserprobung mit 90.000 klinischen Dokumenten
Für die Studie nutzte das Forschungsteam einen Datensatz von 90.000 realen klinischen Dokumenten aus der Freiburger Augenklinik. Im Vergleich verschiedener Sprachmodelle erwies sich das nicht-kommerzielle BLOOM-CLP-German-Modell als besonders leistungsfähig: 93,1 Prozent der generierten Dokumente waren nach nur geringfügigen Anpassungen praxistauglich.
Die Bedeutung dieser Entwicklung wird besonders deutlich vor dem Hintergrund, dass Ärzt*innen derzeit einen erheblichen Anteil ihrer Arbeitszeit für Dokumentationsaufgaben aufwenden. Daniel Böhringer, Oberarzt an der Klinik für Augenheilkunde und Initiator der Studie, betont: „Die Automatisierung der medizinischen Dokumentation hat das Potenzial, Ärzt*innen wertvolle Zeit zu sparen, die sie direkt den Patient*innen widmen können."
Bereits im klinischen Einsatz
Die KI-gestützte Dokumentation wird an der Freiburger Augenklinik bereits im Regelbetrieb eingesetzt. Dies unterstreicht die praktische Relevanz der Forschungsergebnisse. Frederik Wenz, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums, sieht in dem Projekt ein „hervorragendes Beispiel dafür, wie viel Potenzial KI-Anwendungen in der Medizin haben.“
Eine besondere Herausforderung lag den Expert*innen zufolge in der Anpassung der Modelle an die spezifischen Anforderungen der medizinischen Fachsprache. Die Texte müssen sowohl präzise als auch verständlich sein und den hohen Standards der medizinischen Dokumentation entsprechen. (RED)
Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg
Quellen: Pressemitteilung des Universitätsklinikums Freiburg; Originalpublikation Heilmeyer et al. Viability of Open Large Language Models for Clinical Documentation in German Health Care. JMIR Medical Informatics, DOI: 10.2196/59617