Eine Frage der Ehre
Sie haben Zeit und ein offenes Ohr für alles, was Patient*innen und deren Besucher*innen gerade brauchen: Ehrenamtliche Helfer*innen unterstützen und ergänzen die ärztlichen und pflegerischen, aber auch seelsorgerischen Bereiche in Krankenhäusern. Möglichkeiten und Angebote dazu gibt es viele.
Ohne sie läuft es in Krankenhäusern nicht rund, denn ehrenamtliche Helfer*innen packen dort an, wo im stressigen Bereich der Pflege oftmals keine Zeit für persönliche Zuwendung und längere Gespräche bleibt. Die Ehrenamtlichen unterstützen das oftmals überlastete Personal dabei auf vielfache Weise. Für besondere Aufgaben wie die Sterbebegleitung oder Betreuung Demenzkranker werden ehrenamtliche Mitarbeiter*innen eingehend geschult. Hermine Harra-Szyhska ist Leiterin der Krankenhaus Seelsorge am Ordensklinikum der Barmherzigen Schwestern Linz, wo Ehrenamtliche seit rund 30 Jahren die Sorgen und Nöte der Patient*innen minimieren. „Wer sich bei uns für eine ehrenamtliche Mitarbeit in der Seelsorge bewirbt, erhält einen zweijährigen Lehrgang, der von der diözesanen Stelle organisiert und durchgeführt wird“, erzählt sie. Für die sonntäglichen Kommunionfeiern gebe es einen eintägigen Kurs. In welchem Bereich man gerne ehrenamtlich tätig wäre und in welchem Ausmaß stehe den Bewerber*innen frei zur Wahl. „Voraussetzung ist jedoch die Bereitschaft zur Ausbildung und die Identifikation mit dem Krankenhaus und auch mit der Kirche“, informiert Harra-Szyhska.
Den anderen zum Wohle
Auch im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried sind die Voraussetzungen für Personen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, klar definiert. „Wir bieten ehrenamtliche Tätigkeiten auf der Palliativstation, im Bereich der Seelsorge und im Krisenbegleitdienst an“, sagt Pflege-Bereichsleiterin Margit Sterrer.„Wesentliche Grundvoraussetzung ist natürlich ein positiver Zugang zu Menschen mit besonderen Bedürfnissen an ihrem Lebensende.“ Das verlange ein Gespür dafür, wann man gebraucht werde und wann Patient*innen vielleicht auch lieber Abstand haben möchten. Für eine Mitarbeit auf der Palliativstation sei die Ausbildung „Lebens-Sterbe-Trauer-Begleitung“ verpflichtend. Angeboten werde diese entweder über die St. Vinzenz Hospiz- und Palliativ Akademie oder über andere Einrichtungen wie das Rote Kreuz oder die Caritas. „Bei uns auf der Palliativstation sind ehrenamtliche Helfer*innen gelebte Tradition und nicht wegzudenken“, bemerkt die Bereichsleiterin. „Viele Tätigkeiten können nur durch das Ehrenamt so erfolgreich durchgeführt werden, darunter das Eingehen auf spezielle Bedürfnisse wie Besorgungen erledigen oder gemeinsame Spaziergänge mit Patient*innen. Auch die Organisation von Gedenknachmittagen für die Angehörigen der bei uns verstorbenen Patient*innen gehören dazu.“ Dennoch seien ehrenamtliche Mitarbeiter*innen ein ergänzendes Angebot und niemals als Ersatz für das eingesetzte Pflegepersonal zu sehen. „Die Stationen, an denen ehrenamtliche Mitarbeiter*innen eingesetzt werden, brauchen entsprechendes Engagement im hauptamtlichen Team“, weiß Sterrer. Nur so könne eine gute Zusammenarbeit gelingen und einen Mehrwert für alle Seiten bringen.
"Die Stationen, an denen ehrenamtliche Mitarbeiter*innen eingesetzt werden, brauchen entsprechendes Engagement im hauptamtlichen Team", weiß Pflege-Bereichsleiterin Margit Sterrer vom Krankenhaus Barmherzige Schwestern Ried.
Für Demenzkranke ist ein Aufenthalt im Krankenhaus besonders schwierig. Ihnen fehlt nicht nur die gewohnte Umgebung, sondern auch die bekannten Personen und ihre bisherigen Routinen im Tagesablauf. Das kann zu erheblichen Komplikationen während des Krankenhausaufenthalts führen. Um Betroffenen den Aufenthalt im Spital zu erleichtern, startete das Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien 2021 mit dem Projekt der „Demenzbegleitung im Akutkrankenhaus“, für das es im Juni dieses Jahres von der Josef und Luise Kraft-Stiftung mit dem Förderpreis für „Menschenrechte und Ethik in der Medizin für Ältere“ prämiert wurde. Den Betroffenen stehen im Akutkrankenhaus der Barmherzige Schwestern Wien ehrenamtliche Demenzbegleiter*innen zur Seite. Durch das da sein der Ehrenamtlichen, werden die Patient*innen ruhiger und fühlen sich in der neuen Umgebung sicherer. „Ehrenamtliche Demenzbegleitung im Akutkrankenhaus ist Pionierarbeit und aufgrund der demographischen Entwicklung ein wichtiges Thema der Zukunft“, sagt Junior Pflegemanagerin DGKP Sonja Buchberger. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen bedeuten eine große Stütze. Sie helfen den Patient*innen und entlasten die Klinikmitarbeiter*innen. Um das Projekt weiterführen zu können, werden weitere ehrenamtliche Mitarbeiter*innen gesucht. „Wer sich in diesem Bereich engagieren möchte“, so Buchberger, „benötigt Empathie, Geduld und Ruhe und die Bereitschaft für eine Fort- und Weiterbildung in diesem Bereich mitbringen.“
Ehrenamtliche Seelsorge
Neben der ehrenamtlichen Demenzbegleitung bietet das Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien weitere ehrenamtliche Tätigkeiten an. „Das Ehrenamt der Stationsseelsorger*in gibt es schon seit Jahrzehnten“, erzählt Karin Koller, Leiterin der Seelsorge. „Es ist eine bestens eingespielte Zusammenarbeit zwischen haupt- und ehrenamtlichen Seelsorger*innen mit den anderen Professionen im Haus.“ Wer hier als Stationsseelsorger*in arbeiten möchte, benötigt eine theologische Ausbildung sowie eine Fachausbildung in Klinischer Seelsorge mit begleitetem Praktikum in einem Krankenhaus oder Pflegeheim. „Die Kernarbeit ist das Gespräch sowie die Sterbe- und Trauerbegleitung“, erklärt Koller. Zu den weiteren ehrenamtlichen Tätigkeiten zählen außerdem Kommunionsspender*innen, Lektor*innen und Organist*innen. Auf jeder Station gibt es eine*n ehrenamtliche*n Stationsseelsorger*in, die Patient*innen und deren Angehörige begleitet. Somit unterstützen sie nicht nur das hauptamtliche Seelsorgeteam, sondern auch die Mitarbeiter*innen des Krankenhauses und das kontinuierlich das ganze Jahr über“, ergänzt Koller.
"Die Kernarbeit ist das Gespräch sowie die Sterbe- und Trauerbegleitung", erklärt Karin Koller, Leiterin der Seelsorge am Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien.
Barbara Lehner ist im Göttlicher Heiland Krankenhaus als Vorständin für Wertemanagement verantwortlich für den Bereich Ehrenamt. „Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen bringen Zeit und Lebenserfahrung in eine Begegnung mit Patient*innen ein, können bei nichtpflegerischen Tätigkeiten helfen und sind gefragte Gesprächspartner*innen“, erzählt sie. Das wüssten vor allem auch hauptamtliche Mitarbeiter*innen zu schätzen, denen für diese Belange der Patient*innen oftmals wenig Zeit bliebe. „Ob auf der Palliativstation, bei der Seelsorge oder im Department für Akutgeriatrie und Remobilisation, ehrenamtliche Helfer*innen haben eine lange Tradition im Göttlichen Heiland Krankenhaus und gehören fest zum Team“, sagt Lehner. Wer sich für eine Mitarbeit interessiert, benötigt auch hier gewisse Vorkenntnisse. „Für die Arbeit auf der Palliativstation ist ein Kurs für Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung über das Kardinal-König-Haus beziehungsweise der Buddhistischen Religionsgemeinschaft obligat“, informiert Lehner. Für die Seelsorge müssten Interessierte den Theologischen Kurs und den Lehrgang für ehrenamtliche Mitarbeit der Erzdiözese Wien absolvieren. „Für eine Mitarbeit in der Akutgeriatrie und Remobilisation gibt es eine Einschulung vor Ort“, sagt Lehner. „In allen drei Bereichen, in denen Ehrenamtliche tätig sind, liegt uns vor allem die Vernetzung und die interdisziplinäre Zusammenarbeit am Herzen“, bekräftigt Lehner. „Die enge Zusammenarbeit und Absprache fördert das ganzheitliche Wohlbefinden der Patient*innen und trägt damit wesentlich zum Heilungsprozess bei. Gerade aufgrund unserer langjährigen Tradition sehen wir auch, dass genau dies ein Thema der Zukunft sein wird.“
Im Übrigen findet seit 1986 jährlich am 5. Dezember der Internationale Tag des Ehrenamtes statt. Er wurde von der UN eingeführt und soll das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen anerkennen und fördern.
Text: Rosi Dorudi; Foto: www.depositphotos.com