Erstes Kinder-Primärversorgungs- zentrum in Oberösterreich
Um den akuten Bedarf an ärztlicher Versorgung für Kinder und Jugendliche in Linz zu decken, wurde Anfang dieses Jahres mit „Kinderärzte am Domplatz“ das erste Kinder-Primärversorgungszentrum der Stadt eröffnet. INGO sprach mit Gründungsmitglied Dr. Christina Schweiger über das neue Angebot für junge Patient*innen und die Vorzüge dieser spezialisierten Einrichtung.
Seit Januar 2024 verfügt Linz als erste Stadt außerhalb Wiens über ein Primärversorgungszentrum nur für Kinder. „Die Einrichtung markiert einen wichtigen Schritt in unserem Bemühen sicherzustellen, dass Kinder und Jugendliche in Linz eine bestmögliche Betreuung erhalten“, sagt Dr. Christina Schweiger, die neben den beiden Fachärzt*innen für Kinder- und Jugendheilkunde Christina Kiblböck und Melanie Tamesberger zum Gründerteam der „Kinderärzte am Domplatz“ gehört. Entstanden sei die Idee aus dem langjährigen akuten Mangel an Kassen-Kinderärzt*innen. „Die dadurch entstandene Lücke bedeutete für die jungen Patient*innen volle Ordinationen mit langen Wartezeiten auf Untersuchungstermine und Therapieleistungen“, erzählt die Ärztin. „Gerade hier ist jedoch eine zeitnahe Behandlung entscheidend für eine rasche Genesung.“ Das neue Primärversorgungszentrum in der Linzer Innenstadt soll die fehlenden Kapazitäten abfangen. „Der Vorteil unserer Einrichtung ist, dass wir hier eine breite Palette an grundlegenden medizinischen und therapeutischen Dienstleistungen für Kinder und Jugendliche von 0-18 Jahren zur Verfügung stellen können“, konstatiert Schweiger. „Bei uns arbeiten Angehörige unterschiedlichster Gesundheitsberufe Hand in Hand unter einem Dach. Wir kümmern uns um die ärztliche Kinderversorgung und bieten die notwendigen kinderspezifischen Therapien gleich vor Ort mit an, darunter Physiotherapie, Ergotherapie, Diätologie und Logopädie. Wir behandeln aber nicht nur organische Erkrankungen, sondern auch psychische Probleme bzw. Erkrankungen junger Patient*innen.“ Dazu stünden sowohl Kinderpsycholog*innen als auch Sozialarbeiter*innen bereit. Zwei Konsiliarärztinnen für Neuropädiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie ergänzten das Team. „Das Besondere an unserem Angebot liegt vor allem darin, dass alle Leistungen vollständig von der Krankenkasse übernommen werden.“
Von der Konzeption bis zur Fertigstellung
„Das Konzept der ‚Kinderärzte am Domplatz‘ hat uns von Anbeginn begeistert, weswegen wir uns als dreiköpfiges Gründungsteam zusammengeschlossen haben", erzählt Schweiger. „Wir haben bereits im Krankenhaus die Teamarbeit sehr geschätzt, und da keine von uns die Absicht hatte, allein eine Ordination im ambulanten Bereich zu eröffnen, waren wir von Anfang an motiviert, gemeinsam die nächsten Schritte zu unternehmen und aktiv an der Planung und Umsetzung eines innovativen Zentrums für Kinder von Grund auf mitzuwirken.“ Auf 1000 Quadratmetern Fläche wurden die Räumlichkeiten so strukturiert, dass sie eine effiziente Patient*innenversorgung ermöglichten. „Die Einrichtung ist kinderfreundlich gestaltet, mit farbenfroher Dekoration, Spielbereichen und kindgerechten Möbeln. Natürlich haben wir auch an Abstellmöglichkeiten für Kinderwägen, Kindertoiletten und Kinderwaschbecken gedacht“, berichtet die Ärztin. „Für Patient*innen mit hoch ansteckenden Krankheiten haben wir zudem eine eigene Infekt-Ordination eingerichtet samt separater Schleuse, um den Kontakt zu den anderen Wartenden möglichst zu vermeiden.“
Zugangspunkt zu einer Vielzahl an Versorgungsleistungen
Bereits bei der Eröffnung der „Kinderärzte am Domplatz“ war der Andrang enorm. Allein im ersten Monat wurden an die 1.000 Patient*innen behandelt und haben 200 Schwangere ihre Neugeborenen für die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen angemeldet. „Da wir im Team arbeiten, ist uns der Start trotz Andrang gut geglückt“, erzählt Schweiger. „Nach dem ersten Quartal können wir mit Zuversicht sagen, dass der Ausbau auf die Patientenzahlen von drei Kassenstellen schrittweise vorangetrieben wird.“ Das Konzept einer Primärversorgung als erste Anlaufstelle für die weitere Behandlung komme gut an. „Der Vorteil liegt klar auf der Hand“, erläutert die Kinderärztin. Angefangen bei den Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen bis zu den Therapie-Angeboten werden die Kinder mit ihren Eltern direkt an die richtige Stelle im Haus weitergeleitet, wo sich ein Team aus fast dreißig Expert*innen aus Gesundheits- und Sozialberufen um die weitere Versorgung der jungen Patient*innen kümmere. Die Zusammenführung verschiedener Fachbereiche unter einem Dach erleichtere nicht nur die Arbeitsabläufe, sondern ermögliche es darüber hinaus, ein umfassendes Bild über den Gesundheitszustand der Patient*innen zu erhalten. „Eine Besonderheit unseres Primärversorgungszentrums ist zudem, dass wir auch Kinder von externen Zuweisungen für Therapien aufnehmen können“, fügt Schweiger hinzu. Für die therapeutischen Dienste der Ergotherapie und Logopädie bestehe jedoch aufgrund der hohen Nachfrage bereits eine Warteliste. „Einer der wichtigsten Vorzüge der ‚Kinderärzte am Domplatz‘ sind letztlich die erweiterten Öffnungszeiten und keine Schließzeiten aufgrund von Urlaub, da sich das Team gegenseitig vertritt“, betont Schweiger abschließend. Mit der neuen Einrichtung verfügt Oberösterreich nun über elf Primärversorgungszentren.
Dr. Christina Schweiger,
Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde
Schweiger promovierte 2010 an der Medizinischen Universität Wien und absolvierte bis 2013 am Landesklinikum St. Pölten und Lilienfeld ihre Ausbildung zur Ärztin für Allgemeinmedizin. Nach Abschluss ihrer Facharztausbildung am Kepler Universitätsklinikum Linz im Jahr 2019, übernahm sie dort eine Position als Oberärztin mit Spezialisierung auf Pulmologie und Allergologie. Mit Beginn des Jahres 2024 nahm sie eine neue Herausforderung an und wechselte in die ambulante Versorgung, indem sie sich als niedergelassene Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde im Kinder-PVZ der Kinderärzte am Domplatz selbstständig machte.