INnovation
Gesundheit
Oberösterreich
11.02.2020

„Die Zusammenarbeit ausweiten, die Fachkompetenzen bündeln!“

Johann Minihuber, neuer Geschäftsführer im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried, sieht den Schwerpunkt-Status des Innviertler Spitals für die kommenden Jahre gefestigt und setzt auf noch mehr Kooperation in vielen Bereichen.

Haben Sie sich schon daran gewöhnt, dass Ihr Arbeitsweg nun nicht mehr in den Zentralraum führt, sondern in die entgegengesetzte Richtung?

Johann Minihuber: Von meinem Wohnort Krenglbach fahre ich ins Innviertel nicht länger als nach Linz. Ich fühle mich in Ried sehr wohl. Das Krankenhaus hat tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, eine ausgezeichnete Infrastruktur und durchgehend hohe Kompetenz. Gemeinsam mit meinem Vorgänger Oliver Rendel, den ich seit Jahrzehnten kenne, konnte ich mich ab Herbst gut einarbeiten, ehe ich am 1. Jänner 2020 die alleinige Geschäftsführung übernommen habe.

Von welcher Größenordnung sprechen wir beim Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried?

Aktuell verzeichnen wir 105.000 ambulante und 36.000 stationäre Patientinnen und Patienten pro Jahr, zwei Drittel davon aus dem Bezirk Ried, der Rest vorwiegend aus Nachbarbezirken. Rund 17.000 Operationen werden jährlich vorgenommen, die durchschnittliche Verweildauer beträgt 3,5 Tage. Das Spital beschäftigt rund 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist damit der zweitgrößte Arbeitgeber im Bezirk Ried, mit entsprechend hoher Wertschöpfung für die Region. Wie das Haus heute dasteht, verdient Respekt.

„Wie das Haus heute dasteht, verdient Respekt.“

Wird es auch weiterhin ein Schwerpunktkrankenhaus bleiben?

Es war harte Arbeit, Ried als Schwerpunktspital für das Innviertel zu etablieren. Im Regionalen Strukturplan Gesundheit OÖ 2025 wurde jetzt dieser Status nicht nur abgesichert, sondern noch weiter gefestigt. Die Tatsache, dass Ried eine Wachstumsregion ist, hat in dieser analytischen Gesamtplanung ihren Niederschlag gefunden.

Sind Sie aus Rieder Sicht mit dem RSG 2025 also zufrieden?

Ja, im Großen und Ganzen. Zweifellos hätten wir uns einen PET-CT für Ried gewünscht. Nun wird er in einer Kooperation mit dem Klinikum Wels-Grieskirchen am Standort Wels betrieben, wobei dort tageweise Innviertler Patienten von Ärzten unseres Hauses betreut werden. Wir stehen zu dieser Lösung. Insgesamt war bei der Evaluierung des RSG der Diskussionsprozess diesmal ein anderer als in früheren Jahren. Wir können das Ergebnis in der Region gut vertreten.

Welche Zukunftspläne gibt es darüber hinaus für das Krankenhaus Ried?

Die Strategie der Vinzenz Gruppe, die regelmäßig ein Update erfährt, definiert für Ried vier „Leuchttürme“: Orthopädie, Onkologie, Neurologie und Gefäßmedizin. Gleichzeitig sind wir mehr denn je gefordert, über das eigene Haus hinauszublicken, die Zusammenarbeit zu intensivieren und Fachkompetenzen zu bündeln. Ein echter Meilenstein ist dabei das Tumorzentrum Oberösterreich, das onkologische Expertise nicht nur über Spitalsgrenzen, sondern trägerübergreifend vernetzt. Das Krankenhaus Ried ist hier maßgeblich eingebunden. Eine weitere starke Kooperationsschiene verbindet uns mit dem Ordensklinikum Linz, zum Beispiel im Bereich der Pathologie, wo ein eigener Verbund der Institute in Linz und Ried gegründet wurde. Er ist nun einer der größten Anbieter pathologischer Leistungen in Österreich. Auch im Fachgebiet HNO gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen Linz und Ried, wobei für jedes Haus spezifische, einander ergänzende Schwerpunkte festgelegt wurden. Übrigens wird HNO in Ried – entgegen ursprünglichen Planungen im RSG – nun doch kein Fachschwerpunkt, sondern bleibt eine Abteilung. Dieser Status ist wichtig für die Ausbildung von Fachärztinnen und Fachärzten.

„Ein echter Meilenstein ist das Tumorzentrum Oberösterreich, das onkologische Expertise nicht nur über Spitalsgrenzen, sondern trägerübergreifend vernetzt.“

Welche Kooperationen mit den Innviertler Nachbarspitälern sollen ausgeweitet werden?

Im Bereich Psychiatrie kooperieren wir mit dem Krankenhaus St. Josef in Braunau. Neu ist dabei der Plan, in Ried eine ambulante psychiatrische Versorgung zu etablieren. Der Schwerpunkt der Zusammenarbeit mit dem Klinikum Schärding betrifft die Augenheilkunde, wo eine dislozierte Tagesklinik in Schärding mit Fachärztinnen und Fachärzten aus Ried der nächste Schritt sein wird. Gefäßmedizin und Pankreas-Chirurgie sollen für das gesamte Innviertel im Krankenhaus BHS Ried konzentriert werden.

Wird es auch bauliche Veränderungen im Krankenhaus Ried geben?

Unsere Bildungs-Infrastruktur – der Studienstandort der FH Gesundheit OÖ und das Vinzentinum – ist baulich nicht mehr State of the Art und muss auf einen zeitgemäßen Standard gebracht werden. Wir wollen deshalb den ältesten Gebäudetrakt aus den 1960-er Jahren durch einen Neubau ersetzen. Das Projekt ist bereits beim Land OÖ eingereicht, ich hoffe auf ein positives Ergebnis noch vor dem Sommer.

„Unsere Bildungs-Infrastruktur ist baulich nicht mehr State of the Art und muss auf einen zeitgemäßen Standard gebracht werden.“

Wie steht es um die Pläne für ambulante Rehabilitation?

Es wird ein Angebot für ambulante Rehabilitation am Standort Ried geben, und zwar für kardiologische, onkologische, orthopädische und psychiatrische Patientinnen und Patienten. Sie kann in vielen Fällen die stationäre Rehabilitation ersetzen und hat den Vorteil, dass sie von Anfang an in den Alltag der Betroffenen integriert wird.

Ambulante Leistungen werden also weiter an Bedeutung gewinnen?

Die Ambulantisierung wird im Gesundheitswesen generell zunehmen, als Folge des medizinischen Fortschritts. Wir müssen daher umso mehr darauf achten, wie die Patientinnen und Patienten nach dem Spitalsaufenthalt weiterversorgt werden. Die Überleitungspflege hat eine große Verantwortung.

Wie sehr ist das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried als peripheres Spital vom Mangel an ärztlichem und pflegerischem Personal betroffen?

Derzeit sind einige Ärztestellen offen. Das ist überschaubar, aber das Ärztearbeitszeitgesetz ist natürlich eine Herausforderung. In der Pflege sind alle Planstellen besetzt, und jeweils 20 Pflege-Bachelors und Pflegefachassistentinnen werden heuer ihre Ausbildung beenden. Natürlich wünsche ich mir nicht, dass der Mangel an Pflegepersonen, wie er in der Langzeitpflege in der Region schon stark spürbar ist, ins Krankenhaus überschwappt, aber ich muss davon ausgehen. Das legt allein schon die prognostizierte Zunahme der Pflegebedürftigen um 45 Prozent in den nächsten 20 Jahren nahe. Gleichzeitig gibt es immer weniger junge Menschen in der Pflege. Da geraten wir in eine demographische Doppelmühle. Die Herausforderungen sind enorm.

Welche Lösungsansätze sehen Sie?

Neben attraktiven Ausbildungsangeboten spielt sicher die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine große Rolle, schließlich sind 78 Prozent unseres Personals weiblich. Wir schaffen positive Rahmenbedingungen, zum Beispiel durch mehr als 600 individuelle Arbeitszeitmodelle und durch Kinderbetreuungseinrichtungen wie Krabbelstube und Tagesmütter. Das ist ein wesentlicher Faktor unseres Employer Brandings.

Interview: Josef Haslinger; Bild: Renate Schrattenecker-Fischer

Johann Minihuber, Mag.

Geschäftsführer des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried

Minihuber hat Gesundheitswissenschaften und Krankenhausmanagement studiert. Vom Klinikum Wels, wo er als stellvertretender Verwaltungsdirektor tätig war, kam er 2009 zur Vinzenz Gruppe. Vor seinem Wechsel nach Ried leitete er das Regionalbüro Westösterreich und koordinierte als Projektleiter den Strategie-Entwicklungsprozess für sämtliche Krankenhäuser der Vinzenz Gruppe sowie das Fusionsprojekt Ordensklinikum Linz. Als Geschäftsführer der Vinzenz Ambulatorium GmbH in Linz baute er zudem Angebote im Bereich der ambulanten Rehabilitation auf. Der 52-Jährige engagiert sich auch im Landesverband Hospiz OÖ.

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