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Gesundheit
Oberösterreich
08.09.2021

„Die Trägervielfalt ist ein Garant für Qualität in der Versorgung!“

Zur Landtagswahl in Oberösterreich stellt die Online-Plattform INGO aktuelle gesundheitspolitische Fragen gleichlautend an alle im Landtag vertretenen Parteien. Hier die Antworten von Gesundheits-Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP):

Die Spitalsreform II wurde in den vergangenen Jahren in Oberösterreich umgesetzt. Sind aus Ihrer Sicht weitere Reformen im Krankenhausbereich notwendig?

Christine Haberlander: Es ist unser Ziel, dass die Menschen in Oberösterreich gesund und gut leben können, heute und bis ins hohe Alter. Die Welt, vor allem jene im Bereich der Medizin und der Technik, bleibt natürlich nicht stehen. Ganz im Gegenteil, sie entwickelt sich schneller denn je. Daher braucht es auch im Sinne der Patientinnen und Patienten sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ständige Weiterentwicklungen und Verbesserungen. Die Spitalsreform war ein wichtiger Schritt zum richtigen Zeitpunkt. Der Landesrechnungshof hat das auch in seinem Endbericht gewürdigt und das Engagement aller Beteiligten ausdrücklich hervorgehoben. 

Wie steht Ihre Partei zur Trägervielfalt im oberösterreichischen Spitalswesen?

Der oberösterreichische Weg ist jener der Zusammenarbeit und des Zusammenhelfens. In der Gesundheitskrise hat sich klar gezeigt, dass das gute Zusammenspiel mit den Trägern ein wichtiges Erfolgskriterium war. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Trägervielfalt in Oberösterreich ein Garant für die Qualität in der Versorgung ist. Daher wollen wir diese auch in Zukunft. Ganz entscheidend ist, dass Ordensspitäler und OÖG gemeinsam den oberösterreichischen Weg einer kooperativen Versorgung weitergehen und weitergestalten. Die bewährten Träger haben ihren Platz und ihre Aufgabe in der Versorgung und finden Lösungen im Sinne einer guten Bewältigung der Versorgungsaufgabe. 

Sollen intra- und extramurale Bereiche stärker vernetzt werden, mit welchen Maßnahmen?

Ganz klar, ja. Wir haben bereits Positivbeispiele, wie die MR in Rohrbach oder die Kinderversorgung in Kirchdorf und werden auch weitere Kooperationen entwickeln. Auch die Digitalisierung im Gesundheitswesen begünstigt die Vernetzung im Sinne der Patientinnen und Patienten. Wir setzen auf eine verbesserte Patientenlenkung, etwa mit dem flächendeckenden hausärztlichen Notdienst und der Ausrollung von Primärversorgungseinrichtungen. Die telefonische Gesundheitsberatung 1450 hat sich sehr gut bewährt, im kommenden Jahr starten wir das Pilotprojekt „1450-Fastlane“ in der Region Ried. Dabei soll eine Datenübertragung von 1450 an das entsprechende Krankenhaus zu einer Erleichterung und Beschleunigung der Prozesse im Spital führen. 

In manchen Regionen wird es immer schwieriger, die hausärztliche Versorgung aufrechtzuerhalten. Welche Lösungsvorschläge vertreten Sie?

Österreichweit stellt die hausärztliche Versorgung in den Regionen eine große Herausforderung für alle Beteiligten im Gesundheitswesen dar. Als Land bringen wir uns natürlich ein, wo immer wir mithelfen können: Primärversorgungsmodelle in den Regionen sind gerade für junge Ärztinnen und Ärzte attraktiv. Die Weiterentwicklung des hausärztlichen Notdienstes entlastet gezielt durch Zusammenarbeit. Durch die Lehrpraxis und das klinisch-praktische Jahr lernen angehende Medizinerinnen und Mediziner den Hausarztberuf direkt vor Ort kennen. An unserer Medizinischen Fakultät ist für die Studierenden intensiver Kontakt zur Allgemeinmedizin fix im Lehrplan verankert und ein eigener Lehrstuhl für Allgemeinmedizin geplant. Dieses Maßnahmenbündel wird sich positiv auf die Versorgungssituation auswirken und die ländliche Hausarztversorgung verbessern.

Wie soll der wachsende Bedarf an Pflegekräften – in Krankenhäusern, in Alten- und Pflegeheimen und bei mobilen Diensten – gedeckt werden?

Durch so gute Rahmenbedingungen wie möglich für die derzeitigen und künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In unseren Spitälern sind das faire Entlohnung, ein werteorientiertes Betriebs- und Arbeitsklima, die Orientierung an den Lebensphasen, ein breites Angebot in Aus- und Weiterbildung und Gesundheitsförderung. Wir haben eine Image- und Infokampagne zur Attraktivierung des Pflegeberufs gestartet. Auch setzen wir gezielte Maßnahmen wie berufsbegleitende Modelle, Stiftungen usw. Dadurch sollen Berufsumsteigerinnen und ‑umsteiger gewonnen werden. Die Ausbildung bietet Durchlässigkeit von der Pflegeassistenz bis zum Bachelor. Auch Aufklärungsarbeit in Schulen ist wichtig, um junge Menschen auf die Ausbildungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. 

Welche Schlüsse für die Gesundheitsversorgung in OÖ ziehen Sie aus der Corona-Pandemie?

Die Corona-Krise war und ist eine beispiellose Krise, für die es kein Handbuch gibt. Oberösterreich ist im Vergleich zu anderen jedoch sehr gut durch die stürmische Zeit gekommen. Ich lege großen Wert darauf, dass wir mit dem Lernen nicht aufhören. Dabei denke ich an die Digitalisierung im Gesundheitswesen, die einerseits der Gesundheit der Patientinnen und Patienten zugutekommt und zum anderen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Spitälern entlastet. Zukünftig braucht es Konzepte zur Versorgungssicherheit auch für nicht Nicht-Pandemie-Patienten in den Krankenhäusern und im niedergelassenen Bereich, zu  Beispiel durch Flexibilisierung der Krankenhäuser in der Widmung von Intensivkapazitäten. Vorstellbar und auch notwendig wäre auch die Durchführung von regelmäßigen Krisenübungen.

Soll für die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen eine Covid-19-Impfpflicht gelten?

Die Schutzimpfung gegen das gefährliche Covid-Virus schützt nicht nur jeden Einzelnen und jede Einzelne, sondern uns alle. Eine Entscheidung für oder gegen eine Schutzimpfung ist eine persönliche Entscheidung. In Oberösterreich ist die Impfbereitschaft im Gesundheitswesen glücklicherweise sehr hoch und eine Impfpflicht für einzelne Berufsgruppen daher nicht angedacht. Ich sehe hier den Bund in der Verantwortung, in Österreich einheitliche Regelungen für dieses wichtige Thema zu finden. Es soll hier keinen Fleckerlteppich geben. 

Umfrage: Josef Haslinger; Foto: Wenzel

Christine Haberlander, Mag.

Landeshauptmann-Stellvertreterin

Haberlander (39) ist seit 2017 Mitglied der oberösterreichischen Landesregierung, seit 2018 als Landeshauptmann-Stellvertreterin, und unter anderem für den Gesundheitsbereich zuständig. Die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin ist auch Obfrau des oberösterreichischen Think Tanks Academia Superior. 

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