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Gesundheit
Österreich
02.06.2022

Turnusärzte sind nur gemeinsam stark

Die Turnusärzt*innen der Wiener Krankenhäuser der Vinzenz Gruppe vernetzen sich seit wenigen Jahren in einer gemeinsamen Vertretung. Ihr Ziel: Mit Peer-to-Peer Teaching die Ausbildung zu stärken und Verbindungen zwischen den Häusern aufzubauen, berichtet Ass. Dr. Bernhard Schönthoner.

Dass Bernhard Schönthoner für ein Interview schwer erreichbar war, hatte einen guten Grund - mit der Facharzt-Prüfung stand ein wichtiger Meilenstein in seiner Ausbildung bevor. Ausbildung, und zwar eine fundierte, liegt Schönthoner besonders am Herzen. Seit drei Jahren ist der Arzt in Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien auch Turnusärzt*innen-Vertreter der Wiener Krankenhäuser der Vinzenz Gruppe. 

Turnusärzt*innen in jedem der fünf Wiener Krankenhäuser der Vinzenz Gruppe wählen die, rechtlich verpflichtende, eigenständige Turnusärzt*innen-Vertretung. „Doch in jedem Haus treten ähnliche Anliegen, Fragen und Probleme auf. Daher beschlossen wir, uns zusammenzuschließen“, berichtet Schönthoner. „So können wir unsere Kompetenzen bündeln – und müssen nicht alles fünf Mal machen.“ Während die rechtlich verpflichtenden Vertreter*innen in den jeweiligen Häusern agieren, koordiniert Schönthoner die gemeinsamen Aktivitäten und Anliegen der Turnusärzt*innen in den Wiener Häusern.

Schneller, einfacher und sinnvoller

Eine Aktivität, bei der die gemeinsame Vertretung einen besonderen Mehrwert bietet, ist die Fort- und Weiterbildung. „Wir möchten unser Wissen nicht behalten, sondern an jüngere Kolleginnen und Kollegen weitergeben. In vernetzten Häusern können wir Wissen schneller, einfacher und sinnvoller teilen“, erklärt Schönthoner. Hier setzen die Turnusärzt*innen bewusst auf peer-to-peer teaching, bei dem Ausbildungen von jungen Kolleg*innen für junge Kolleg*innen angeboten werden. „Da wir selbst noch in der Ausbildung sind, haben wir ein gutes Gespür dafür, was andere junge Kolleginnen und Kollegen benötigen“, erklärt Ass. Dr. Paul Watzl, ebenfalls Turnusärztevertreter am Krankenhaus Barmherzige Schwestern Wien. 

SchallFIT, ein Kurs, der jungen Ärzt*innen die Fertigkeiten des Ultraschalls näherbringt, war eines der ersten dieser Angebote. Dieser startete 2019 im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien, seither tourte der Kurs durch alle Wiener Krankenhäuser der Vinzenz Gruppe. Mittlerweile läuft SchallFIT auch an Krankenhäusern des Wiener Gesundheitsverbunds. „Heutzutage kann man alles schallen und den Patientinnen und Patienten damit schnell helfen. Unser Anliegen bei SchallFIT ist es, den Kolleginnen und Kollegen viel Zeit zum Üben zu geben“, erklärt Schönthoner. 

Guidelines für alle Fälle

Ein zweiter Kurs, GuidelineFIT, findet monatlich in einem der fünf Krankenhäuser statt. Hier präsentieren junge Expert*innen die neusten Guidelines aus ihrem Bereich für alle Ausbildungskolleg*innen. „So halten wir uns up-to-date, auch außerhalb des Bereichs, in dem wir gerade arbeiten. Außerdem verbinden sich so die Häuser, und man lernt die Ansprechpersonen besser kennen“, berichtet Schönthoner.

Fit werden junge Kolleg*innen zu Beginn ihrer Ausbildung auch für den Nachtdienst gemacht. In einem Notdienst-Heft werden wichtige medizinische Themen zusammengefasst, aber vor allem organisatorische Fragen geklärt, um das Einleben und den Start in die ersten Nacht- und Wochenenddienste zu erleichtern. „Viele Fragezeichen, mit denen man sich zu Beginn konfrontiert sieht, werden hier aufgegriffen – auch so einfache Fragen, wie wann die Morgenbesprechung beginnt.“ Dieses Heft wird an alle neuen Turnusärzt*innen der Wiener Krankenhäuser der Vinzenz Gruppe verteilt. 

Das hepatologische Konsil

Neben der Ausbildung organisieren die Turnusärzte-Vertreter*innen auch häuserübergreifende Treffen zur Vernetzung, berichtet Watzl. „Mit Treffen wie dem, mit etwas Augenzwinkern benannten, ‚hepatologischen Konsil‘ möchten wir auch die menschliche Ebene ansprechen und Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedenen Häusern zusammenbringen.“ Ein Nebeneffekt der Vertretungsarbeit ist, so Watzl, die Bindung an die Vinzenz Gruppe. „Wenn man sich in einem Betrieb wohl fühlt, die Arbeit Freude bereitet und die soziale Komponente stimmt, so kann das nur förderlich sein.“ 

Auch in Zukunft möchte Schönthoner, gemeinsam mit den anderen Turnusärzt*innen-Vertreter*innen der Wiener Krankenhäuser der Vinzenz Gruppe, die Ausbildung stärken. „Wir möchten unser Wissen nicht für uns behalten, sondern teilen – denn als Ärztinnen und Ärzte sind wir nur gut, wenn wir gut ausgebildet werden.“ 

Text: Sophie Fessl; Foto: depositphotos.com

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