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Gesundheit
Österreich
27.04.2019

Aller Anfang ist schwer

Jedes sechste Kind zwischen dreieinhalb und sechs Jahren hat einen Sprachfehler. Besonders die Bildung des Sch-Lautes bereitet den meisten Betroffenen Probleme. Eine neue App aus Oberösterreich, „Der Sprachforscher“, hilft den Kindern bei der Bewältigung dieser Sprachstörung.

Sprechen lernen scheint so einfach zu sein, sollte man meinen. Und doch werden immer öfter Sprachstörungen diagnostiziert. Laut jüngsten Studien sind in Österreich rund 15 Prozent aller Mädchen und Jungen im Kindergarten- und Vorschulalter davon betroffen. Speziell die Artikulation des „Sch“ bereitet vielen Kindern Probleme. Normalerweise lernt ein Kind mit etwa vier Jahren diesen Laut zu bilden. Werden diese Sprachlaute nicht oder falsch gesprochen, muss das Kind speziell gefördert werden. Die neue Lern-App „Der Sprachforscher“ unterstützt Kinder und deren Eltern bei der Überwindung dieses Sprachdefizits.

Die Entwicklung

Zwei Jahre lang haben das gemeinnützige Linzer Unternehmen Lifetool, die FH Gesundheitsberufe OÖ, die Logopädische Praxis Eva Bukowsky, die Videoproduktion Roland Freinschlag, das Tonstudio CCP sowie der Trauner Verlag in Zusammenarbeit mit Kindern und deren Eltern an der Entwicklung der App gearbeitet. Die mitwirkenden Kinder wurden seitens der logopädischen Expertinnen im Projekt nach therapeutischen Kriterien ausgesucht.

Sie hatten genau die funktionelle phonologische Ausspracheproblematik des Sch-Lautes und waren zwischen 3 bis 7 Jahren alt. Karl Kaser, Forschungs- und Entwicklungsleiter bei Lifetool: „Grundlage der App ist das Konzept der psycholinguistisch orientierten phonologischen Therapie und der indirekten Therapie, die neben der logopädischen Praxis auch das familiäre Umfeld und die Alltagsumgebung in Kindergarten und Vorschule berücksichtigt.“ Eltern sind schließlich eine wichtige Säule in der Sprachförderung von Kindern. Um den Transfer in den Alltag zu unterstützen, beinhaltet die App ansprechende Videos, die Eltern eine Reihe von Ideen liefern, wie sie ihr Kind fördern können. Es werden unter anderem Situationen gezeigt, die im Alltag mit Kindern häufig vorkommen und wie sie genutzt werden können, um den Sch-Laut beim Vorlesen, dem gemeinsamen Essen, auf dem Weg in den Kindergarten oder auf dem Spielplatz zu üben.

Der Einsatz daheim

Das Üben mit der App unterstützt das Kind auch dabei, den Sch-Laut selbst zu entdecken und zu festigen. Es wird spielerisch angeleitet, diese komplexen Vorgänge bewusst zu erfahren. Bei der App-Entwicklung legten die Experten besonderen Wert darauf, möglichst viele Sinne anzusprechen. Die Bereiche „Fühlen und erforschen“ sowie „Hören und erforschen“ kann das Kind zudem mühelos allein bedienen. „Eine hohe Inputfrequenz gibt dem Kind die Gelegenheit, das Sch von anderen Lauten zu differenzieren und als bedeutungsvoll zu erkennen. Dies ist eine Voraussetzung, den Laut auch korrekt produzieren zu können“, so Kaser. Die Kinder lernen die eigenen Sprechwerkzeuge kennen, hören den Sch-Laut in Geschichten und Reimen. In den Übungen zeigt sich dann auch, ob der Sch-Laut vom S-Laut differenziert werden kann. Das genaue Hinhören ist schließlich ein zentraler Aspekt beim Erwerb eines Lauts.

Der Sprachforscher

Bei der Präsentation der App am 12. April sagte Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer: „Pro Jahr werden rund 16.000 Kinder durch Logopädinnen untersucht, um möglichst früh fachlich abzuklären, ob es Sprachauffälligkeiten gibt und bei Notwendigkeit mit einer anschließenden Beratung beziehungsweise Therapie die Entwicklung der Kinder positiv zu beeinflussen.

Nun gibt es zusätzlich eine App der Firma Lifetool, mit der Eltern, Pädagogen und Pädagoginnen im Hort oder Kindergarten gezielt die Sprachentwicklung auf spielerische Art und Weise fördern können.“ Auch Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander freute sich über die neue App: „Auf die Herausforderung der Sprachförderung gibt die App eine innovative Antwort.“ Die App steht ab sofort in den Stores von iOS und Android zum Download zur Verfügung und kostet in Form eines Abonnements rund 8 Euro im Monat. Zusätzlich zu den Abenteuern von Schorschi Schnaufi und Sisi Sandviper bringt der Trauner Verlag die Geschichte „Vom Leben auf dem Planeten Schupiter” als Buch auf den Markt, das die vielfältigen Methoden der App beim Vorlesen ergänzen soll.

Text: Rosi Dorudi; Bilder: Trauner Verlag

Karl Kaser,

Forschungs- und Entwicklungsleiter bei Lifetool

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