Set, ready, go: Jetzt kommt der (künstlich) intelligente Personal Trainer
Künstliche Intelligenz (KI) hält auch in private Sport- und Gesundheitsprogramme Einzug. Ein US-Unternehmen bringt nun einen digitalen, KI-unterstützten Personal Trainer auf den Markt, der individuelle Fragen der Nutzer*innen in Sekundenschnelle beantworten kann.
Dass Computerprogramme lernfähig sind, überrascht mittlerweile wohl niemanden mehr. Wenn etwas heutzutage beim Thema „Künstliche Intelligenz“ für Überraschungen gut ist, dann einzig die Geschwindigkeit, mit der sich KI und damit deren Anwendungsgebiete aktuell weiterentwickelt. Insbesondere das immer größer werdende Betätigungsfeld des Textgenerators ChatGPT (Chat Generative Pre-trained Transformer) sorgt dafür, dass Künstliche Intelligenz in unserem Alltag rasant Einzug hält.
Nun wurde GPT-4, das lernfähige Sprachprogramm des ChatGPT-Herstellers Open AI, auch zur Basis eines digitalen Personal Trainers. Das auf Wearables, also tragbare Sport- und Fitnesstechnologie, spezialisierte US-Unternehmen WHOOP stellte im vergangenen September seine neueste Entwicklung vor: den WHOOP Coach. Dieses KI-unterstützte Fitness- und Healthprogramm greift auf die biometrischen Daten der User*innen zu und identifiziert individuelle Muster bezüglich Erholung, Belastung, Schlaf, Gesundheit und Stress. Es holt sich zudem wissenschaftliche Erkenntnisse der Performance-Wissenschaft ebenso wie unternehmenseigene Algorithmen; aus den Ergebnissen stellt der digitale Personal Trainer dann ein persönliches Trainings- und Gesundheitsprogramm zusammen.
Fragen über Fragen
Der wohl größte Unterschied zu anderen vergleichbaren Programmen: WHOOP Coach kann sofort (in 50 verschiedenen Sprachen) konkrete Antworten auf individuelle Fragen zu Gesundheit und Fitness geben. Egal, ob diese persönlicher oder allgemeiner Natur sind. So werden Fragen wie „Ich nehme im nächsten Monat an einem 5-Kilometer-Rennen teil und habe mir ein Ziel von 24 Minuten gesteckt. Kannst du mir ein Trainingsprogramm zusammenstellen?“ oder „Wie kann ich mit einem neugeborenen Baby fit bleiben?“ ebenso beantwortet wie „Warum bin ich so müde? Werde ich krank?“.
WHOOP Coach durchforstet in Sekundenschnelle Tausende von Daten, um herauszufinden, warum man sich gerade schlapp fühlt oder wodurch die aktuelle Leistungsfähigkeit beeinträchtig wird. Auch allgemeine Fragestellungen sind möglich: „Wie steht es mit meinem Schlaf im Vergleich zu anderen Menschen meines Alters?“ Zudem gibt das Programm umfangreiche Informationen über Themen der Leistungswissenschaft. Der Personal Trainer kann also auch Antworten auf „Was bedeutet HFV?“ oder „Warum ist Zone 2 Training wichtig?“ geben.
"Die KI beantwortet sogar Fragen wie: ´Warum bin ich so müde, werde ich krank?´"
Maßgeschneidert
Um WHOOP-Produkte nutzen zu können, muss man sich mittels Abo-Modell anmelden; ohne die App des Unternehmens inklusive kostenpflichtiger Mitgliedschaft konnte man schon bisherige WHOOP-Wearables nicht nutzen. Für den neuen KI-Coach gilt dasselbe. Was darüber hinaus gilt: Je mehr Daten ein WHOOP-Mitglied bereitstellt, desto wirksamer und genauer werden die Antworten der KI. Wer über 140 spezielle Verhaltensweisen im WHOOP-Journal aufzeichnet – von der Ernährung bis hin zur Medikamenteneinnahme –, erhält genaue Ergebnisse darüber, wie diese Verhaltensweisen die physiologischen Messwerte beeinflussen, so die Hersteller. Das Programm gehe demnach über oberflächliche Erkenntnisse hinaus und biete einzigartige Vorteile: Neben maßgeschneiderten Trainingsplänen beispielsweise auch Rezeptempfehlungen, die auf den jeweiligen Körper und die ganz persönlichen Ziele abgestimmt sind.
„Die Integration von KI in das Umfeld von Gesundheit und persönlicher Leistung holt aus der Wearable-Technologie noch mehr heraus“, zeigt sich Brad Lightcap, COO von OpenAI, überzeugt. Tatsache ist: WHOOP hat mit seinem neuesten Produkt erst die Tür zu weiterer Anwendung von KI im Fitnessbereich aufgemacht. Das 2012 gegründete Unternehmen mit Sitz in Boston ist schon länger Vorreiter bei der Entwicklung tragbarer Sport- und Gesundheitstracker. In den vergangenen Jahren konnten insgesamt bereits mehr als 400 Millionen US-Dollar an Risikokapital beschafft werden; WHOOP gilt damit als weltweit wertvollster, eigenständiger Wearables-Anbieter.
Text: Michi Reichelt