AquaBeam operiert auf Knopfdruck
Gutartige Prostatavergrößerungen können nun mit der autonomen AquaBeam Operationsmethode mittels Wasserstrahl entfernt werden. Erstmals in Österreich kam diese Methode im Juni am Ordensklinikum Linz zum Einsatz.
Mit dem ‚AquaBeam‘ haben wir in der Urologie das erste autonome Gerät, das nach Eingabe der notwendigen Daten selbständig operiert“, berichtet Wolfgang Loidl, Vorstand der Abteilung Urologie und Leiter des Prostatazentrums am Ordensklinikum Linz. Während andere Operationsroboter, wie der ebenfalls am Ordensklinikum eingesetzte DaVinci Roboter, durchgehend von den Operateuren gesteuert werden und rein ihren Befehlen folgen, operiert „AquaBeam“ vollständig autonom.
AquaBeam wird bei der Operation von Patienten mit gutartig vergrößerter Prostata eingesetzt. Die sogenannte altersbedingte Prostatahyperplasie entwickelt sich bei fast der Hälfte aller Männer im Laufe ihres Lebens. Die Vergrößerung entsteht, wenn gutartige Knoten in der Innenzone der Prostata wachsen, und führt zu einer Reihe an Beschwerden, wie häufigem, auch nächtlichem, Urinieren, plötzlichem Harndrang oder Erektionsstörungen.
Äußerst präzise und schnelle Operation
Während bei einer klassischen endoskopischen Operation das vergrößerte Innere der Prostata mit einer elektrischen Schlinge oder einem Laser abgetragen wird, kommt bei AquaBeam der namensgebende Wasserstrahl zum Einsatz. „Wir führen die Sonde in die Prostata ein, im Anschluss ermitteln wir mittels Ultraschall die Grenzen der Vergrößerung, also wie weit die Maschine arbeiten soll“, erläutert Loidl. „Dann drücken wir auf den Knopf und aus der Sonde kommt ein ganz gezielter, scharfer Wasserstrahl, der das definierte Gewebe entfernt.“ Das verflüssigte Gewebe wird danach abgesaugt und kann histologisch untersucht werden.
"Das Revolutionäre an AquaBeam ist das autonome Arbeiten und die kurze Operationszeit", betont Wolfgang Loidl, Leiter des Prostatazentrums am Ordensklinikum Linz.
Operationen mit dem AquaBeam sind besonders schnell – während eine konventionelle Prostataoperation zwischen 30 und 60 Minuten dauert, benötigt die Operation mit AquaBeam nur fünf bis zehn Minuten. „Das Revolutionäre an AquaBeam ist das autonome Arbeiten und die kurze Operationszeit“, betont Loidl. „Dabei sind die Vergleichsdaten ident, wir erreichen mit der schnelleren Operation die gleichen Erfolge wie mit der konventionellen Operation: Es bleibt kein Harn mehr in der Blase zurück, der Harnfluss normalisiert sich.“
Erhalt des Samenergusses bei manchen Patienten möglich
Bei klassischen endoskopischen Operationen mittels Laser oder Schlinge bleibt außerdem der Blasenhals nach dem Eingriff häufig weit offen. Dadurch kommt es zu einer sogenannten retrograden Ejakulation, denn der Samenerguss erfolgt in die Harnblase. „Viele Männer schreckt das ab, mit der neuen Operationsmethode ist bei etwa 40 Prozent der Patienten ein Erhalt des Samenergusses möglich“, berichtet Loidl.
Mit AquaBeam können auch relativ große Prostatadrüsen gut behandelt werden. „Auch Drüsen, die fast vier Mal so groß sind wie eine normale Prostata, lassen sich mit dem gezielten Wasserstrahl gut operieren.“ Bei so stark vergrößerten Prostatadrüsen ist eine endoskopische Operation über die Harnröhre normalerweise nicht möglich und das Prostatainnere muss mit einer offenen Operation über den Bauch entfernt werden. „Mit AquaBeam ist eine endoskopische Operation auch bei stark vergrößerten Prostatadrüsen von bis zu 150 Milliliter Volumen möglich“, erklärt Loidl.
Allerdings wird AquaBeam nicht für die Operation von relativ kleinen Prostatadrüsen bevorzugt, da der robotische Operateur besonders sorgfältig vorgeht. „AquaBeam ist extrem vorsichtig, bei einer kleinen Prostata schneidet er nicht bis an die Ecken und Kanten des definierten Gebietes. Damit ist er für kleine Prostaten ungeeignet, da nicht so viel Gewebe entfernt wird, wie für die Linderung der Symptome notwendig wäre.“
Die Operation mittels AquaBeam wird unter Vollnarkose durchgeführt, da sich weder Patient noch Operationsaufbau auch nur im Geringsten bewegen dürfen. Denn nur im völlig fixierten Zustand kann die Prostata transrektal geschallt werden, während die Sonde bereits über die Harnröhre in Position gebracht ist. Aber bereits am zweiten Tag nach der OP kann der Patient wieder das Spital verlassen, der Spitalsaufenthalt verkürzt sich um ein bis zwei Tage im Vergleich zu anderen Prostata-Operationsmethoden. Im Juni erfolgte die österreichweite Premiere des AquaBeam am Ordensklinikum Linz, seither wurden schon über 30 Patienten mit der neuen, besonders schnellen Methode operiert.
Text: Sophie Fessl, Bilder: Ordensklinikum Linz
Wolfgang Loidl, Prim. Dr.
Leiter des Prostatazentrums und Vorstand der Urologischen Abteilung am Ordensklinikum Linz
Loidl leitet die Urologie sowie das Prostatazentrum am Ordensklinikum Linz. Er studierte Medizin an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, wo er 1983 promovierte. Bereits einen Teil seiner Turnusausbildung absolvierte er am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz, wo er anschließend auch seine Ausbildung zum Facharzt für Urologie absolvierte. Seit 2004 war Loidl Vorstand der urologischen Abteilung im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz, seit 2019 ist er Leiter der Urologie am Ordensklinikum Linz Elisabethinen.