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Österreich
14.02.2022

"Digitalisierung wird zunehmend in den OP-Saal einziehen"

Matthias Biebl ist der neue Abteilungsleiter der Chirurgie am Ordensklinikum Linz. Der erfahrene Primar tritt die Nachfolge von Prof. Reinhold Függer an, der in den Ruhestand wechselte. INGO sprach mit Prof. Biebl, der zuletzt stellvertretender Chirurgischer Klinikleiter an der Berliner Charité war, über seine persönliche Motivation, seine Ziele und wagt einen Ausblick in die Zukunft.

Herr Professor, was bedeutet es Ihnen persönlich, der neue Abteilungsleiter der Chirurgie am Ordensklinikum Linz zu sein? 

Matthias Biebl: Das ist für mich eine in vielen Aspekten sehr interessante und spannende Aufgabe. Einerseits übernehme ich hier die Leitung einer von Prof. Függer sehr gut aufgestellten Chirurgie, die durch den Zusammenschluss der chirurgischen Onkologie und der Nierentransplantation zu einer der größten chirurgischen Abteilungen Österreichs avanciert ist. Andererseits entsprechen diese beiden Schwerpunkte genau jenen Fachgebieten, mit denen ich mich die letzten 15 Jahre intensiv beschäftigt habe. Nicht zuletzt freue ich mich auf einer sehr persönlichen Ebene auch darüber, dass ich als gebürtiger Österreicher nun mit meiner Familie zurückgekehrt bin.  

"Unser Ziel ist es, im Bereich der chirurgischen Onkologie und der Transplantation die bestmögliche Patientenversorgung in einer hochmodernen Abteilung am Ordensklinikum bieten zu können."

Was sind Ihre mittelfristigen Ziele am Ordensklinikum Linz?

Ein großer Bereich meiner Arbeit besteht darin, die bestehenden Strukturen und Arbeitsabläufe der beiden chirurgischen Abteilungen zu analysieren und weiterzuentwickeln. Unser Ziel ist es, im Bereich der chirurgischen Onkologie und der Transplantation die bestmögliche Patientenversorgung in einer hochmodernen Abteilung am Ordensklinikum bieten zu können. Dazu gehört auch die Verankerung der minimal-invasiven Robotertechnik, die zu meinen Spezialgebieten zählt. Hier hoffe ich auf den Ausbau der Infrastruktur.

Inwiefern?

Der DaVinci Operationsroboter steht uns in Absprache mit der Urologie aktuell einen Tag pro Woche zur Verfügung. Ich hoffe, dass wir dies zukünftig ausweiten können. 

Welche Rolle spielt die Robotik in der chirurgischen Onkologie? 

Bei der Entfernung von Tumoren sind Genauigkeit und Präzision das oberste Ziel. Roboterassistierte Systeme sind daher gerade in diesem Bereich eine große Hilfe für den Operateur. Generell gilt, je genauer eine Operation durchgeführt wird und je weniger umgebendes Gewebe davon betroffen ist, desto schneller ist auch die Wundheilung und der Patient kann rascher genesen. 

"Die Digitalisierung wird zunehmend in den OP-Saal einziehen, auch wenn wir hier momentan in allen Bereichen gut mit moderner Technik ausgestattet sind."

Was ist im OP-Saal der Zukunft noch alles denkbar?

Die Digitalisierung wird zunehmend in den OP-Saal einziehen, auch wenn wir hier momentan in allen Bereichen gut mit moderner Technik ausgestattet sind. Wir gehen davon aus, dass zukünftig die für einen Eingriff notwendigen Patientendaten digital zusammengeführt werden können. Dies passiert momentan noch analog und es obliegt dem behandelnden Arzt, die nötigen Informationen zu bündeln. Die intelligente Medizintechnik wird in Zukunft basierend auf den gesammelten Daten die aktuellen Arbeitsschritte des Chirurgen erkennen und den nächsten Schritt vorausberechnen und bereitstellen. 

Inwieweit wird Ihr Team auf zukünftige digitale Chirurgie-Systeme vorbereitet? 

Das ist ein wachsender Prozess. Unser Team wird diesbezüglich ständig geschult und mit der aktuellen modernen Technik vertraut gemacht. Nachdem die Implementierung dieser Technisierung stetig passiert, wachsen wir da natürlich auch als gesamtes Team mit.

Interview: Rosi Dorudi; Fotos: Ordensklinikum Linz

Matthias Biebl, Prim. Prof. Dr.

Abteilungsleiter der Chirurgie am Ordensklinikum Linz

Biebl ist Tiroler und absolvierte sein Medizinstudium an der Medizinischen Universität Innsbruck. 2009 habilitierte er am Universitätsklinikum Innsbruck im Fachbereich Chirurgie. 2011 erfolgte die Ernennung zum Oberarzt an der Universitätsklinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie in Innsbruck, wo er schwerpunktmäßig in der Hepatobiliären- und Transplantationschirurgie tätig war. 2014 wechselte er an die Charité Universitätsmedizin Berlin. 2015 wurde er auf eine Professur für laparoskopische Chirurgie berufen. Primarius Biebl war zuletzt stellvertretender Klinikdirektor der Chirurgischen Klinik an der Charité Berlin.

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