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Gesundheit
Österreich
15.09.2022

Türkische Klinikgruppe expandiert nach Deutschland

Der Gesundheits- und Schönheitstourismus boomt in der Türkei. Einer der führenden Klinikbetreiber, die Memorial Healthcare Group, will seinen Geschäftsbereich jetzt nach Deutschland ausdehnen. Das Unternehmen ist auf der Suche nach Wachstumsoptionen im ambulanten und stationären Bereich.

Das Geschäft mit der Gesundheit ist ein riesiger Markt, immerhin bildet der Gesundheitsbereich den größten Wirtschaftssektor aller Industriestaaten weltweit. Allein in Deutschland werden jährlich mehr als 390 Milliarden Euro für die Gesundheit ausgegeben. Im Zuge von Globalisierung und Digitalisierung drängen immer mehr internationale Player in die regionalen Märkte, und das nicht nur beim Online-Handel von Medikamenten.

30 Prozent Wachstumsrate

Ein türkischer Klinikbetreiber, die Memorial Healthcare Group, hat kürzlich seinen Einstieg in den deutschen Gesundheitsmarkt angekündigt. Die Unternehmensgruppe wurde 2020 gegründet und betreibt in der Türkei mittlerweile elf Krankenhäuser, zwei medizinische Versorgungszentren und ein Wellness-Center. Zwei weitere Kliniken sollen 2024 in Istanbul eröffnet werden. 

Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 8.650 Mitarbeiter*innen, darunter 1.500 Ärzt*innen. In den bereitgestellten 1.800 Betten werden im Jahr 245.000 Patient*innen stationär und 2,8 Millionen ambulant versorgt. Laut eigenen Angaben wächst das Unternehmen jährlich um 30 Prozent. Eine enorme Wachstumsrate, die unter anderem dem Gesundheitstourismus zu verdanken ist, der immer mehr internationale Gäste in die türkischen Krankenhäuser bringt.

Der Gesundheitstourismus boomt

Eine ganze Reihe an internationalen Agenturen hat sich darauf spezialisiert, Pauschal-Packages für Gesundheitstourist*innen anzubieten, auch in die Türkei. Patient*innen aus der ganzen Welt erhalten dabei eine Rundum-Betreuung, die von der Übermittlung der Krankenakten, über den Klinikaufenthalt bis hin zu Sightseeing- und Shoppingtouren reicht. Reguliert und vorangetrieben wird der Bereich vom türkischen Gesundheitsministerium, das immer mehr Einrichtungen mit dem sogenannten International Healthcare Tourism Authorization Certificate auszeichnet.

Das Land ist in den letzten Jahren zur Traumdestination all jener geworden, die sich einen medizinischen oder kosmetischen Eingriff in ihrem Heimatland nicht leisten können oder dort keine entsprechende Infrastruktur vorfinden. Eine Operation am offenen Herzen etwa kostet in der Türkei zwischen 6.000 und 12.000 US-Dollar, wie die Website health-tourism.com angibt. Ein Bruchteil von dem, was Nicht-Versicherte beispielsweise in den USA dafür berappen müssen.

Destination: Haartransplantation

Abgesehen von notwendigen medizinischen Eingriffen boomt in der Türkei der Schönheitstourismus. Viele Krankenhausbetreiber, so wie die Memorial Group, haben neben dem vollen Spektrum an medizinischen Fachabteilungen auch ästhetische Zahnbehandlungen, Schönheitsoperationen und kosmetische Eingriffe im Programm. Alles aus einer Hand, so lautet die Devise.

Dabei hat sich das Land am Bosporus zum speziellen Hotspot für Haartransplantationen entwickelt. Glatzköpfige Männer mit schwarzen Stirnbändern, die nach einer Haarwurzelverpflanzung standardmäßig verordnet werden, gehören mittlerweile zum Stadtbild von Istanbul. Ein Umstand, der der nationalen Fluglinie den Beinamen „Turkish Hairline“ eingebracht hat.

Auch hier sind es die Kosten, die Männer mit schwindendem Haaransatz scharenweise in die türkischen Metropolen locken. Eine Haartransplantation kostet je nach Umfang und Methode zwischen 2.000 und 7.000 US-Dollar. Transport, Unterkunft und postoperative Kontrolle inklusive. 

Ein Krankenbett wie im 5-Sterne-Hotel

Ob mit dem deutschen Markteinstieg der Memorial Healthcare Group dieses Angebot künftig auch in der Bundesrepublik verfügbar wäre, ist nicht bekannt. Offiziell heißt es, dass das Team um CEO Uğur Genç vor allem an Krankenhäusern in Ballungsräumen interessiert sei. Man wolle das ausländische Patientenportfolio und die eigenen digitalen Kompetenzen nutzen und erweitern.

Mit dem verschränkten Angebot von ambulanten und stationären Behandlungen könne man auch hochkomplexe Eingriffe – etwa in der Onkologie, der Herz- und Neurochirurgie oder Nieren-, Leber- und Knochenmarkstransplantationen – anbieten. Genç ist davon überzeugt, dass sich das Konzept, soweit es die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen erlauben, auf Deutschland übertragen lässt und genau zum richtigen Zeitpunkt kommt.

Die Patientenzufriedenheit ist dem privaten Gesundheitsdienstleister dabei besonders wichtig. Statt in klinisch-steriler Umgebung sind die Patient*innen der Memorial Gruppe in Zimmern untergebracht, die denen eines 5-Sterne-Hotels gleichen. 

Text: Gertraud Gerst; Foto: Memorial Healthcare Group

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