Frauenherzen schlagen anders
Männer erleiden doppelt so häufig einen Herzinfarkt wie Frauen. Aber die Zahl der betroffenen Frauen steigt. Zu diesem Thema informiert die HerzReha Bad Ischl in Kooperation mit dem Netzwerk „Gesunde Gemeinde“.
Frauen und Männer unterscheiden sich in vielen Dingen – auch, wenn es um Herzerkrankungen geht. Rund 40 Prozent der Sterbefälle sind in Österreich durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bedingt. Frauenherzen sind im Schnitt kleiner und schlagen schneller. Dieser Unterschied kann für Frauen gefährlich werden. Da es bei der Therapierung von Herzerkrankungen nach wie vor keine Geschlechterunterschiede gibt, führen manche Herzmedikamente bei Frauen oft zu stärkeren Nebenwirkungen.
Lebensgefährliche Mehrfachbelastung
Bei der Entstehung von Herzkrankheiten spielen zudem psychosoziale Risikofaktoren bei Frauen eine größere Rolle. Viele haben täglich eine Mehrfachbelastung von Beruf, Familie und Haushalt zu bewältigen. Geht es um die Gesundheit der Familie, verwandeln sich Frauen oft zu wahren Gesundheitsmanagerinnen, vereinbaren Arzttermine und kümmern sich um die Einnahme der verordneten Medikamente. Dabei vernachlässigen sie oft die eigene Gesundheit. Das kann lebensgefährliche Folgen haben. Umso wichtiger ist es, dass Frauen eine bewusste Wahrnehmung der eigenen Gesundheit entwickeln, um so Zusammenhänge besser zu verstehen und auf etwaige Symptome einer Herzkrankheit schneller zu reagieren.
Vorbeugen durch Wissen
Das Land Oberösterreich hat in Kooperation mit dem Netzwerk „Gesunde Gemeinde“ den diesjährigen Schwerpunkt seiner Gesundheitsförderung und Prävention auf Frauen gesetzt. Bis September 2019 bieten die beteiligten Kooperationspartner eine vielfältige Veranstaltungsreihe an und informieren über sämtliche Bereiche frauenspezifischer Gesundheitsförderung. Studien haben gezeigt, dass Frauen ihre Beschwerden anders zuordnen und darüber auch anders sprechen als Männer. Bei Fachleuten beschreiben sie ihre Schmerzen unspezifisch und weniger detailliert und stufen die Symptome meist hinab. Männer hingegen schildern ihre Beschwerden konkret und symptomorientierter, was den medizinischen Diagnoserastern sehr entgegenkommt und die Verständigung erleichtert. Das könnte die Ursache sein, warum Frauen oft eine weniger intensive medizinische Diagnose und eine schlechtere Schmerztherapie erhalten als Männer. Hier ist es den Organisatoren des Projekts zur Gesundheitsförderung für Frauen ein besonders Anliegen, durch Prävention und Aufklärung Herzkrankheiten vorzubeugen.
Die HerzReha Bad Ischl informiert
Im Rahmen der Aktion „Ischler.frauen.leben.xund“ der „Gesunden Gemeinde“ Bad Ischl lädt das Herz-Kreislauf-Zentrum im September zu Vorträgen „Frauenherzen schlagen anders“ mit Mag.a Anna Parr, Mitglied der Geschäftsleitung der Vinzenz Gruppe, der klinischen Psychologin Anita Maurer und dem ärztlichen Leiter Doz. Dr. Robert Berent ein. „Frauen müssen erst beweisen, so herzkrank zu sein wie ein Mann, um dieselbe Behandlung zu erhalten“, sagt Berent. Denn obwohl im jüngeren und mittleren Lebensalter deutlich mehr Männer einen Herzinfarkt erleiden, verstirbt letztlich fast jede zweite Frau im höheren Alter an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Vor allem ältere Frauen mit Zusatzerkrankungen sind vom Herzinfarkt betroffen, es steigt aber auch die Zahl junger Frauen dramatisch an.
Unspezifische Symptome
Das große Problem in der Diagnostik liege an der frühzeitigen und rechtzeitigen Erkennung: Die koronare Herzkrankheit kündigt sich bei Frauen meist etwas anders an, der typische Brustschmerz wird von den Betroffenen oft nicht als Symptom für einen drohenden Herzinfarkt wahrgenommen. „Hauptproblem ist im Vergleich zu Männern die oftmals andere Art der klinischen Präsentation von kardiovaskulären Erkrankungen. Sie erschwert die Diagnosestellung, hier im Speziellen des Herzinfarkts“, so Berent. Dieser macht sich bei Frauen häufiger mit so genannten unspezifischen Symptomen bemerkbar. Dazu zählen Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder auch Beschwerden im Oberbauch oder Rücken. Gerade wenn solche Anzeichen in noch nicht gekannter Heftigkeit auftreten, ist es für Frauen wichtig, auch an die Gefahr eines Herzinfarkts zu denken. Werden die Risiken rechtzeitig erkannt, lassen sich Ausbruch oder Fortschreiten der Krankheit oftmals verhindern und das gesundheitsgefährdende Verhalten positiv verändern.
Text: Rosi Dorudi
Robert Berent
"Frauenherzen schlagen anders". Vorträge mit Mag.a Anna Parr, Mitglied der Geschäftsleitung der Vinzenz Gruppe, der klinischen Psychologin Anita Maurer und dem ärztlichen Leiter Doz. Dr. Robert Berent, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Geriatrie und internistische Intensivmedizin.
Datum: 12. September 2019, 18.00 Uhr, in der HerzReha Bad Ischl, Gartenstraße 9.