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17.07.2019

HPV-Impfung verringert Krebsrisiko um 90 Prozent

Im Laufe ihres Lebens infizieren sich vier von fünf Personen mit dem Humanen Papillomavirus (HPV), ohne dass sie es wissen oder bemerken. Einige dieser Viren können jedoch verschiedene Krebsarten im Genitalbereich, aber auch im Mund- und Rachenraum verursachen. Eine HPV-Impfung kann davor schützen.

Weltweit gibt es mehr als 150 HPV-Typen, rund 14 davon sind an der Entstehung von Krebserkrankungen beteiligt. Bei Frauen ist der Gebärmutterhalskrebs am häufigsten. Doch auch Männer sind gefährdet. Hier können sich aus der Infektion Anal- und Peniskrebs sowie Krebs im Mund- und Rachenraum entwickeln. Ein Impfstoff kann 90 Prozent aller durch das Virus verursachten Karzinome verhindern. Aus Expertensicht sollten sowohl Mädchen als auch Jungen zwischen 9 und 15 Jahren vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegen krebsauslösende Papillomaviren geimpft werden. Seit Sommer 2016 kommt in Österreich der HPV-Neunfach-Impfstoff zum Einsatz. Er ist mittlerweile fester Bestandteil des hiesigen Kinderimpfkonzepts und wird im Zuge des Gratisimpfprogrammes angeboten. Österreich war übrigens das erste Land in Europa, das dieses kostenfreie HPV-Impfprogramm für Mädchen und Jungen eingeführt hat.

Mangelnde Impfbereitschaft

Trotz Aufklärungskampagnen liegt die Durchimpfungsrate bei HPV in Österreich aber nach wie vor unter 50 Prozent. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich. So wird die Impfung Kindern in einem Alter empfohlen, indem sich Elternnoch nicht mitsexuell übertragbaren Erkrankungen auseinandersetzen wollen oder darüber sprechen möchten. Manche Erziehungsberechtigten haben auch Sicherheitsbedenken, da die HPV-Neunfach-Impfung noch relativ neu ist. Bei Teenagern kommt hinzu, dass sie in diesem Alter schon nicht mehr zum Kinderarzt gehen, für den Impfungen und die nötige Aufklärung tägliche Routine sind.

„Das optimale Impfansprechen erreicht man, wenn die Impfung noch im Kindes-/Jugendlichen-Alter bis zum 15. Geburtstag verabreicht wird“, erklärt Lukas Hefler.

Auch für Gynäkologen ist die Aufklärung junger Mädchen oft schwierig, selbst wenn sie ihre jungen Patientinnen darüber ausführlich beraten wollen. Denn gerade sexuell noch nicht aktive Mädchen gehen meist noch nicht zum Frauenarzt. Die Österreichische Gesellschaft für Vakzinologie setzt sich deshalb verstärkt für eine verbesserte und einheitliche Aufklärung und Information zu Impfungen in Schulen, bei Eltern, Lehrern, Ärzten und allen im Gesundheitsbereich Tätigen ein, mit dem Ziel das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Impfung zu schärfen.

Die Petrol-Ribbon-Initiative wurde 2013 ins Leben gerufen, um das Thema des Unterleibskrebs zu thematisieren und beschäftigt sich seit sechs Jahren mit verschiedenen Bereichen der gynäkologischen Onkologie: erblichem Brust und Eierstockkrebs, optimale Versorgung von Krebspatientinnen, HPV-Impfung.

Petrol-Ribbon Initiative

Das Thema durch Bewusstseinsschaffung aus der Tabuzone zu holen, ist auch Anliegen von Lukas Hefler, Vorstand der Abteilung für Gynäkologie & Geburtshilfe des Ordensklinikums Linz. Im Interview beantwortet er die wichtigsten Fragen zur HPV-Impfung und klärt über seine 2013 ins Leben gerufene Petrol-Ribbon-Initiative auf.

Herr Hefler, für wen wird die Neunfach-HPV-Impfung empfohlen?

Hefler: Laut Österreichischem Impfplan wird die HPV-Neunfach-Impfung allen Menschen bis zum 60. Geburtstag empfohlen. Die besten wissenschaftlichen Daten liegen jedoch für Männer und Frauen bis zum 27. Geburtstag beziehungsweise neuere wissenschaftliche Daten bis zum 45. Geburtstag vor. Das optimale Impfansprechen erreicht man, wenn die Impfung noch im Kindes-/Jugendlichen-Alter bis zum 15. Geburtstag verabreicht wird. Dies wird durch das österreichische Schulimpfprogramm erreicht.

Wovor schützt die Impfung?

Die HPV-Impfung schützt vor der Ansteckung mit neun verschiedenen HPV-Stämmen und somit Vorerkrankungen, die durch HPV verursacht werden können wie Gebärmutterhalskrebs und seinen Vorstufen, Schamlippen- und Scheidenkrebs und seinen Vorstufen, so wie vor bösartigen Tumoren im Bereich des Anus und des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs.

Ab welchem Alter sollte man sich impfen lassen?

Je früher umso besser. Ab dem neunten Geburtstag ist eine Impfung möglich.

Wo wird geimpft?

Die Impfung kann entweder in der Schule verabreicht werden oder in Gesundheitsämtern sowie zusätzlichen Impfstellen der Behörden. Weiters kann jeder Arzt die Impfung verabreichen.

Wie beeinflusst die Impfung den Krankheitsverlauf?

Der Krankheitsverlauf einer bereits bestehenden Erkrankung wird nicht durch die Impfung beeinflusst.

Sind schwere Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der HPV-Impfung bekannt?

Die typischen Nebenwirkungen der HPV-Impfung sind die „üblichen“ Impf-Nebenwirkungen wie Schmerzen und Rötung an der Injektionsstelle. Schwere Nebenwirkungen treten praktisch nie auf.

Sind Auffrischungsimpfungen nötig?

Zum derzeitigen Wissensstand gehen wir davon aus, dass keine Auffrischungsimpfung im weiteren Leben nötig ist.

Was ist die Petrol-Ribbon-Initiative?

Die Petrol-Ribbon-Initiative wurde 2013 ins Leben gerufen, um das Thema des Unterleibskrebs zu thematisieren und beschäftigt sich seit sechs Jahren mit verschiedenen Bereichen der gynäkologischen Onkologie: erblichem Brust und Eierstockkrebs, optimale Versorgung von Krebspatientinnen, HPV-Impfung. Unser Ziel ist es mit dieser Initiative, noch nicht betroffene Frauen über den „Unterleibskrebs“ aufzuklären, zum Besuch beim Frauenarzt zu motivieren, über weitere empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen zu informieren, die besten Therapiemöglichkeiten aufzuzeigen und den Kontakt zu Spezialisten zu ermöglichen.

Interview: Rosi Dorudi

Lukas Hefler, Prim. Univ.-Doz. Dr.

Vorstand der Abteilung für Gynäkologie & Geburtshilfe des Ordensklinikums Linz

Hefler absolvierte seine gynäkologische Facharztausbildung hauptsächlich an der Universitätsfrauenklinik Wien. Im Rahmen seiner Ausbildung arbeitete der gebürtige Eisenstädter auch an den Universitätsfrauenkliniken Erlangen (D) und Halle-Wittenberg (D) sowie an mehreren österreichischen Spitälern. Ein Forschungsaufenthalt führte Hefler ein Jahr an das renommierte Baylor College of Medicine in Houston/Texas. Mehrere Auslandsaufenthalte, Mitgliedschaften in internationalen Gesellschaften sowie die Reviewertätigkeit für mehr als 20 wissenschaftliche Journale runden das Profil des Primarius ab. Hefler hat zudem mehr als 180 Publikationen verfasst und verfügt über einige Zusatzqualifikationen wie etwa "Risk-Manager im Gesundheitswesen" oder "Klinischer Prüfarzt".

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