Hygiene im Gesundheitswesen
Kranke und pflegebedürftige Menschen sind besonders anfällig für Infektionen und daher in Einrichtungen der Medizin und Pflege auf eine ausgezeichnete Hygiene angewiesen. Bereits seit 2017 bietet das Labcon Hygienekompetenzzentrum (HKZ) Dienstleistungen rund um alle Angelegenheiten in diesem Bereich an. INGO sprach mit HKZ-Leiterin Gerlinde Angerler über Hygienekonzepte, die Wichtigkeit von Trinkwasserhygiene in Krankenhäusern und den Mangel an Hygiene-Fachkräften.
Konsequente Hygiene in Medizin und Pflege spielt nicht erst seit der Corona-Pandemie eine wesentliche Rolle. Um die hohen Hygienestandards in Krankenhäusern, Ordinationen und Pflegeheimen langfristig einzuhalten, braucht es Expert*innen, die sich mit der Vielzahl von Maßnahmen und Regelungen zur Verbesserung der Hygiene auskennen. „Wir unterstützen und beraten das Gesundheits- und Pflegepersonal bei der Einhaltung der Hygieneverordnung und Vorgaben und halten sie auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und der technologischen Fortschritte, um die Hygienepraktiken vor Ort kontinuierlich zu verbessern“, erzählt Gerlinde Angerler über das Leistungsangebot des Labcon Hygienekompetenzzentrums (HKZ), an dessen Aufbau und Weiterentwicklung sie maßgebend beteiligt war. Gegründet wurde das Tochterunternehmen der Vinzenz Gruppe 2017 mit den beiden Schwerpunkten Hygiene und Infektiologie. „Während der Bereich der Infektiologie unter der Leitung von Oberärztin Mojgan Prinz ausschließlich die Gesundheitseinrichtungen der Vinzenz Gruppe in Wien in der Infektions- und Antibiotikaberatung betreut, bieten wir von der Hygieneberatung unser Knowhow auch externen medizinischen Einrichtungen an - von der Bestandaufnahme bis zum Support“, so Angerler.
Hygiene als Kompetenz
Damit schlüssige Hygienekonzepte sensibel umgesetzt werden können, führen die Expert*innen des Labcon HKZ als erstes eine Statuserhebung und Risikobeurteilung durch. „Im Anschluss daran beraten wir unsere Kund*innen, welche Maßnahmen notwendig sind“, erzählt Angerler. „Wir unterstützen die Hygieneverantwortlichen bei der Umsetzung der gültigen Normen und Vorschriften und bieten regelmäßige Updates rund um das Thema Hygiene im Gesundheitsbereich an.“ Darüber hinaus übernimmt das HKZ auch die Betreuung von Behördenangelegenheiten sowie die Erstellung und Prüfung von Hygienedokumenten, unterstützt bei der Beschaffung von Geräten und Gütern, prüft hygienerelevante Geräte und Anlagen wie Waschmaschinen oder raumlufttechnische Anlagen, organisiert individuelle Schulungen und führt Audits durch. „Außerdem stehen wir bei Neu-, Zu- oder Umbauten beratend zur Seite – inklusive Notfallszenarien für Pandemiefälle“, sagt Angerler. Hier werde mit Rückblick auf die vergangenen Jahre verstärkt in Betracht gezogen, wie man zukünftig baulich vorgehen könnte, um bei einer Pandemie Herr der Lage zu bleiben.
Von der Trinkwasserhygiene bis zur Aufbereitung von Medizinprodukten
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Krankenhaushygiene ist die Gewährleistung optimaler Wasserqualität. Zwar enthält Trinkwasser von Natur aus eine große Zahl an Mikroorganismen, diese stellen aber im Normalfall für Menschen keine Gefährdung dar. Das kann jedoch gerade in Krankenhäusern problematisch werden, wenn sich die Mikroorganismen in den Hausinstallationen stark vermehren und es dadurch zu hohen Konzentrationen kommt. Beeinträchtigungen der mikrobiologischen Wasserqualität entstehen meist nachträglich in der Trinkwasserverteilung im Krankenhaus. „Wir übernehmen hier Systemanalysen und Risikobeurteilungen, erstellen einen Wassersicherheitsplan und bieten Unterstützung und Beratung bei problematischen Befunden an“, erzählt die Hygienemanagerin. Aktuell arbeite das Hygieneressort des HKZ zudem an einem Projekt zur Prüfung der Aufbereitungsprozesse von Medizinprodukten. Dabei werden Geräte, die diese Produkte waschen und desinfizieren auf ihre Funktion und Wirksamkeit geprüft und vom HKZ freigegeben. Somit kann die Sicherheit im Routineeinsatz gewährleistet werden. „Bisher haben wir dazu externe Firmen beauftragt“, berichtet die Expertin. „Zukünftig wollen wir aber die Aufbereitung der Medizinprodukte für definierte Bereiche der Vinzenz Gruppe selbst durchführen.“
Das Problem mit dem Fachkräftemangel
Wie in vielen anderen Branchen, wird es auch im Hygienesektor immer schwieriger, offene Stellen mit dem richtigen Personal zu besetzen. „Der Fachkräftemangel betrifft auch uns am HKZ“, sagt die Hygiene-Expertin. Es fehle sowohl an Diplomkrankenpfleger*innen mit Spezialisierung auf Hygiene, an Hygienebeauftragten als auch an Fachärzt*innen für Hygiene und Mikrobiologie. „Als Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene fordere ich gemeinsam mit dem Vorstand bereits seit 2016 ein verbindliches und bundesweit einheitliches Hygiene-Curriculum für Hygienefachkräfte, um die Organisation und Sonderausbildung in der Krankenhaushygiene bundesweit zu vereinheitlichen“, erläutert Angerler. „Unser Ziel ist es auch, die Anerkennung der Berufsqualifikationen mit einem akademischen Abschluss auf Bachelor- oder Master-Niveau zu erreichen.“ Ein akademischer Abschluss würde eine höhere Gehaltseinstufung mit sich bringen, was die Attraktivität des Berufs wiederum steigern und dem Fachkräftemangel entgegenwirken würde. „Unsere Bemühungen sind diesbezüglich aufgrund des regen personellen Wechsels im Gesundheitsministerium in den vergangenen Jahren bislang nicht verordnet worden“, bemängelt Angerler die Situation. „Angesichts der zunehmenden nosokomialen Infektionen in Krankenhäusern bleiben wir aber hartnäckig.“
Text: Rosi Dorudi; Fotos: Ludwig Schedl, depositphotos.com
Gerlinde Angerler, BA
Leitung Hygienekompetenzzentrum / Ressortleiterin Hygienebetreuung LABCON medizinische Laboratorien GmbH
Angerler ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegekraft mit absolvierter universitärer Ausbildung zur Hygienemanagerin. Seit 2011 ist sie an der Planung, Umsetzung und Weiterentwicklung des Labcon Hygienekompetenzzentrums maßgeblich beteiligt. Angerler ist zudem Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (ÖGKH).