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83 Prozent junger Österreicher*innen konsumieren Gesundheitsinhalte von Influencer*innen, zeigt eine MCI-Studie. Fehlende Expertise und Interessen verzerren die Ratschläge und können zu riskanten Fehlentscheidungen bei Jugendlichen führen.

Text: Minna Friedl

83 Prozent der 15- bis 25-Jährigen in Österreich konsumieren laut einer aktuellen Studie Gesundheitsinhalte von Influencer*innen. Diese außergewöhnlich hohe Reichweite bei Jugendlichen ergab eine Analyse, die unter der Leitung des MCI | Die Unternehmerische Hochschule erstellt wurde. Die kürzlich in der Fachzeitschrift British Medical Journal erschienene Untersuchung warnt davor, dass medizinische Ratschläge von Social-Media-Influencer*innen zwar zu einem zentralen Bestandteil der Gesundheitsinformation geworden sind, aber häufig erhebliche Risiken bergen.

Die österreichischen Daten unterstreichen die besondere Relevanz dieses Problems. Hauptautor Dr. Raffael Heiss, Forscher am Center for Social & Health Innovation des MCI, erklärt, dass Influencer*innen zwar eine der wichtigsten Gesundheitsquellen für junge Menschen darstellen, ihr Rat aber oft verzerrt, interessengeleitet oder schlicht falsch sei. Diese Situation mache Jugendliche besonders anfällig für irreführende Empfehlungen. Die Konsequenzen sind bereits sichtbar: 31 Prozent der Jugendlichen haben aufgrund solcher Inhalte bereits Nahrungsergänzungsmittel, 13 Prozent Medikamente und 11 Prozent medizinische Selbsttests gekauft. Ohne klare Regeln bestehe die Gefahr von Fehlbehandlungen, unnötigen Ausgaben und einer zunehmenden Skepsis gegenüber evidenzbasierter Medizin.

Die Forschenden identifizieren vier zentrale Ursachen für die Verzerrungen in den Ratschlägen: fehlende medizinische Expertise, Industrieeinflüsse, eigene unternehmerische Interessen und persönliche Überzeugungen.

Ein Fazit der Untersuchung: Obwohl Influencer*innen auch positive Rollen spielen können, beispielsweise indem sie medizinische Mythen aufklären, überwiegen im derzeitigen Umfeld die Risiken, da viele Nutzer*innen Werbung nicht erkennen oder falschen Empfehlungen vertrauen.

Um diesen komplexen Herausforderungen zu begegnen, fordern die Autor*innen ein Bündel an Interventionen, das Politik, Plattformen und Nutzer*innen einbindet. Der Digital Services Act auf EU-Ebene nimmt bereits große Plattformen stärker in die Pflicht, systemische Gesundheitsrisiken zu erkennen und zu reduzieren. Nationale Regierungen könnten regulatorisch wirken. Neben der Regulierung sei es ebenso wichtig, so die Expert*innen, die Gesundheits- und Digitalkompetenz junger Menschen zu stärken, damit diese medizinische Ratschläge im Netz kritischer einordnen können.

Titelbild auf der Basis eines Fotos von Pixabay

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