Immer mehr Menschen suchen online nach Gesundheitsinformationen. Dabei sind Qualität und Verlässlichkeit für 93 Prozent zentral, zeigt eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung.
Text: Minna Friedl
Viele Menschen nutzen das Internet, um sich zu gesundheitlichen Fragen zu informieren. Dabei empfindet eine überwiegende Mehrheit die Qualität und Verlässlichkeit der verfügbaren Gesundheitsinformationen als essenziell – ganze 93 Prozent, wie eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung ergeben hat.
Ein entscheidender Faktor dafür dürfte die Tatsache sein, dass viele Menschen sich nicht zutrauen, digital gesundheitskompetent zu recherchieren: 71 Prozent sind das laut "Health Literacy Survey" (HLS-GER 3) der Universität Bielefeld in Deutschland.
Laut der Analyse der Bertelsmann Stiftung suchen 87 Prozent der Teilnehmer*innen im Netz nach medizinischen Informationen – Frauen mehr als Männer (91 zu 83 Prozent). Eine Rolle spielt auch der Grad an Bildung: Nimmt dieser ab, sinkt auch die Bereitschaft, sich online zu informieren. Als Recherchequellen werden von 87 Prozent Suchmaschinen und Gesundheitsportale von 54 Prozent der Befragten genutzt. KI-Chatbots mit 40 Prozent, Messengerdienste mit 36 Prozent und Social-Media-Plattformen mit 29 Prozent liegen noch dahinter – allerdings bei stark steigender Tendenz, wie die Expert*innen der Bertelsmann Stiftung betonen.
Gleichzeitig haben viele Menschen das Gefühl, durch digitale Angebote bereits häufig nicht richtig, unzureichend oder sogar falsch informiert worden zu sein, wenn es um medizinische Fragen geht: Bei Social-Media-Plattformen sind das 58 Prozent, bei Suchmaschinen 47 Prozent und bei KI-Chatbots 41 Prozent. Gesundheitsportale schneiden mit 26 Prozent am besten ab.
„Falsche oder irreführende Informationen zu Gesundheitsfragen können große Schäden anrichten – sowohl auf individueller als auch gesamtgesellschaftlicher Ebene. Deshalb ist es wichtiger denn je, vertrauenswürdige Quellen für Gesundheitsinformationen im Internet zu schaffen, weiterzuentwickeln und transparent zu kennzeichnen“, sagt Daniela Schwarzer, Vorständin der Bertelsmann Stiftung.
Um die Qualität der Gesundheitsinformationen sicherzustellen und falsche Informationen einzudämmen, wurde jetzt „InfoCure“ initiiert – eine gemeinnützige Initiative der Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit der Gesundheit Österreich GmbH und der Schweizer Careum Stiftung. Dabei soll ein internationales Zertifizierungssystem geschaffen werden, das Gesundheitsinformationen und deren Anbieter mithilfe wissenschaftlich fundierter Indikatoren prüfen und bei Zuverlässigkeit mit Zertifikaten versehen soll.
Die Entwicklung der Indikatoren verantwortet die „Nature Medicine Commission Quality Health Information for All“ - ein internationales Expert*innengremium.
Informationen zur Studie und zu „InfoCure“: https://www.bertelsmann-stiftung.de
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