DI Judith Silye, MSc., und Roland Gumpoltsberger, MSc
zurück zur Übersicht

Umweltschutz zahlt sich aus

Aktuelles
Gesundheitsberufe

Das EU-Gütesiegel EMAS bestätigt ressourcensparendes Umweltmanagement. Die Vinzenz Gruppe hat den EMAS-Zertifizierungsprozess erfolgreich abgeschlossen und spart bei Energie, Emissionen, Abfall sowie Kosten.

Text: Karin Lehner

Die EU setzte sich ein ehrgeiziges Ziel. Europa soll der erste klimaneutrale Kontinent werden. Daher verordnete Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Green Deal, auch wenn einige Maßnahmen angesichts der Wirtschaftskrise nun verschoben oder aufgeweicht werden. Doch unter Forscher*innen aus aller Welt herrscht Einigkeit, dass Klimawandel und Umweltzerstörung existenzielle Bedrohungen für alle Länder sind. Also wollen EU-Politiker*innen den Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten wie wettbewerbsfähigen Wirtschaft schaffen.

Genau hier knüpft EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) an, das EU-Gütesiegel in punkto ressourcensparendes Umweltmanagement. Die Vinzenz Gruppe schloss den dreijährigen Zertifizierungsprozess für ihre Gesundheitseinrichtungen und Beteiligungseinrichtungen im Dezember 2024 erfolgreich ab. Basis sind Gutachten externer Expert*innen, die die laufenden Fortschritte bestätigen.

Grüne Fassade
Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien

Zum Erfolg führten die Vinzenz Gruppe die Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanager*innen DI Judith Silye, MSc., und Roland Gumpoltsberger, MSc., von der SANTESIS Technisches Gebäudemanagement & Service GmbH. Für Letzteren zahlt sich die Zertifizierung im Wortsinn aus: „EMAS ist ein Grundgerüst, das auf Datenbasis Einsparungen bei Energie- und Ressourcenverbrauch sowie Abfallvermeidung aufzeigt.“

Das höchste Potenzial hob die Vinzenz Gruppe in punkto Energie, mit einer Reduktion von fünf Millionen Kilowattstunden beziehungsweise 4,6 Prozent im Vergleich zu 2019. „Durch eine bessere Einstellung der Temperatur von Heizungen und Laufzeiten von Lüftungsanlagen ist im Sinne von Umwelt sowie Kosten viel gewonnen“, weiß Gumpoltsberger. So laufen in Ambulanzen die Lüftungen nur noch während der Öffnungszeiten. Zudem wurden auf den Dächern von fünf Gesundheits-einrichtungen Photovoltaik-Anlagen installiert. Dazu kommt die Umrüstung auf LED-Beleuchtung an allen Standorten und, sofern möglich, die Nutzung von Wärmepumpen. Die Rechnung geht auf, „obwohl viele Einsparungen aufgrund gestiegener Energiekosten noch gar nicht sichtbar sind“.

Abfalltrennung ist in Gesundheitseinrichtungen eine schwierige Übung. Immerhin existiert infektiöser Spitalsabfall, der nicht im Recyclingsystem landen darf. Zumindest in der Vinzenz Gruppe wird der Rest aber immer öfter korrekt getrennt, in beschrifteten Abfallbehältern. Weil in Krankenhäusern Explantate anfallen, werden Letztere nun wiederverwertet, denn sie enthalten wertvolle Rohstoffe wie Titan oder Kobalt. „Nach der Zentral-Sterilisation im Orthopädischen Spital Speising kommen sie, nach Zustimmung der Patient*innen, wieder in den Kreislauf“, erläutert Silye. „Und werden in der verarbeitenden Industrie eingesetzt.“ Ein neues Leben gibt es auch für Krankenhausutensilien außer Dienst, nicht mehr benötigte Betten, Rollstühle und Nachkästchen. Zum Beispiel in Spitälern der Ukraine, wo sie dringend benötigt werden.

Ein Umdenken auch in Operationssälen. Die Inhalte von OP-Sets werden stellenweise an den jeweiligen Bedarf angepasst. „Durch die neue Bestückung wird weniger weggeworfen“, so Silye. Auch die Lebensmittel-Abfälle sanken im Laufe der EMAS-Zertifizierung, um 38 Prozent im Vergleich zu 2019. Die Küchen aller Spitäler und Einrichtungen sind nun Teil von „United Against Waste“. Im Sinne der Verkleinerung des CO2-Fußabdrucks setzen sie außerdem auf Gemüse und Fleisch aus Österreich und bieten verstärkt vegane sowie vegetarische Gerichte an.

Per Dienstrad in den Spitalsgarten

Auch optisch sind einige Spitäler und Einrichtungen nun einladender. Durch Gärten, in denen es summt und brummt, weil sie neuen Lebensräum für Vögel und Insekten bieten. Nun erfreuen sich Personal, Bewohner*innen und Besucher*innen an Bienenstöcken, nur einmal im Jahr gemähten Blüh-wiesen und in Patenschaft gepflanzten Bäumen. Auch hier stimmt die Rentabilitätsrechnung, denn wucherndes Grün erzeugt ein eigenes Mikro-Klima. „Im ‚Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien‘ trägt eine mit hitzeresistenten Pflanzen begrünte Fassade auch zur Kühlung bei“, so Gumpoltsberger. „Das bedeutet einen geringeren Einsatz von Klimaanlagen.“ Im Ordensklinikum Linz wird die Gesundheit des Personals mittels einer Radoffensive unterstützt. Im Angebot sind Fahrrad-Reparatur-Workshops, neue Abstellmöglichkeiten für Drahtesel und Vergünstigungen beim Kauf von Rädern sowie Ausrüstung.

Immer mehr strampeln und ziehen mit. Die Bewusstseinsbildung der Mitarbeiter*innen erfolgt über Schulungen, Information über das Intranet, Umwelt-Teams an allen Standorten und das jährlich stattfindende Umweltgespräch (interne Audits). „Die Vinzenz Gruppe ist beim Umweltmanagement auf einem sehr hohen Niveau“, bilanziert Gumpoltsberger. „Das zeigt sich auch daran, dass das Thema ganz oben angesiedelt ist, auf Vorstandsebene. Wir werden exzellent unterstützt.“ Immer mehr Mitarbeiter*innen beweisen Umweltbewusstsein und machen neue Vorschläge in punkto Ressourcenschonung, wenn ihnen im Berufsalltag etwas auffällt. „Wer sich privat für Umweltschutz einsetzt, tut das auch im Beruf“, spricht Silye aus Erfahrung.

Auch außerhalb der Vinzenz Gruppe geht der Trend der Zeit eindeutig in Richtung Umwelt-management, beispielsweise bei der Emissionsberechnung von Dienstleistungen und Lieferketten. „Immer mehr Unternehmer achten hier auf den CO2-Fußabdruck“, weiß Silye. Auch wenn die EU das im vergangenen Jahr beschlossene Lieferkettengesetz im Zuge der Entbürokratisierung nun verschieben und entschärfen will, achten viele Office-Manager*innen beim Einkauf von Papier beispielsweise auf den ‚Blauen Engel‘, ein Gütesiegel für 100 Prozent recyceltes Altpapier, oder das österreichische Umweltzeichen.

Die Vernetzung mit Gleichgesinnten ist beim Umweltmanagement ebenfalls unerlässlich. Auch die Vinzenz Gruppe gibt Erfahrungen weiter und lernt von anderen, zum Beispiel den Tirol Kliniken. Die Innsbrucker Universitätsklinik forscht sogar im Bereich Abfallmanagement. Eine Investition in die Zukunft. 

Titelbild: DI Judith Silye, MSc., und Roland Gumpoltsberger, MSc. © Robin Weigelt

Ähnliche Beiträge zu diesem Thema