Patient*innen auf der richtigen Behandlungsstufe versorgen
Oberösterreichs Spitäler stehen vor großen Herausforderungen: Immer mehr Patient*innen müssen von immer weniger Mediziner*innen oder Pflegepersonen betreut werden. Wie das zu schaffen ist, gehört zu den großen Aufgaben aller Verantwortlichen im Gesundheits- und Sozialsystem – auch der sieben Ordensspitäler in Oberösterreich.
Mit 1. Mai 2024 übernahm Mag. Johann Minihuber, MBA MAS die Geschäftsführung der Oö. Ordensspitäler Koordinations GmbH. Diese hat eine große Verantwortung – die Ordensspitäler sind aus der oberösterreichischen Gesundheitsversorgung nicht wegzudenken. Sie betreuen rund die Hälfte aller Patient*innen im Bundesland.
Johann Minihuber zählt einige der großen Herausforderungen auf:
- „Wir müssen dem Fachkräftemangel die Stirn bieten und uns fragen, wie wir zu mehr Personal kommen. Wir sind da in einer Doppelmühle: Die Patient*innen werden immer älter, aber wir haben immer weniger Mitarbeiter*innen. Auch wir in den Ordensspitälern haben Bettenstationen schließen müssen. Also ist eine zentrale Frage: Wie können wir das ausgleichen und die Versorgung aufrechterhalten. Moderne Technik wird uns helfen. Künstliche Intelligenz hat aktuell schon Einzug gehalten, hilft uns beim Befunderstellen. Auch in den Operationssälen unterstützen Roboter die Arbeit der Ärzt*innen.“
- „Wir haben nach wie vor in Österreich eine sehr gute Gesundheitsversorgung. Wollen wir diese aufrechterhalten, müssen wir versuchen, dass die Patient*innen auf der jeweils richtigen Behandlungsstufe versorgt werden. Da leitet uns die Initiative „Gesund werden: Wo bin ich richtig?" an. Aber auch die Behandlung in Tageskliniken wird an Bedeutung gewinnen. Und wir müssen den Menschen deutlich machen, dass sie in vielen Fällen bei Hausärzt*innen oder niedergelassenen Fachärzt*innen besser aufgehoben sind als im Spital.“ In Oberösterreich werde intensiv diskutiert, wie man Menschen, die das Krankenhaus eigentlich nicht brauchen, in die Ordinationen umgelenkt.
Seine Haupttätigkeit werde sein, sich mit den Geschäftsführungen der einzelnen Spitäler abzustimmen, sagt Minihuber. Eine gemeinsame Meinung zu bilden und diese dann nach außen zu vertreten. Sei es gegenüber den Versicherungen, anderen Anbietern von Gesundheitsleistungen oder der Gesundheitspolitik.
"Wir müssen dem Fachkräftemangel die Stirn bieten und uns fragen, wie wir zu mehr Personal kommen."
An einem will Johann Minihuber festhalten: Die Ordensspitäler sollen sich auch in Zukunft um alle Menschen kümmern, die medizinische Hilfe brauchen.
Wie ist die Beziehung von Oberösterreichs Ordensspitäler zur „weltlichen Konkurrenz“ der oberösterreichischen Gesundheitsholding? Minihuber sagt, man stehe in einem sehr guten Austausch und könne vergleichen, wo es in einzelnen Bereichen Synergien gibt. Das komme der Öffentlichkeit zugute. Man sei gemeinsam aufgerufen, sich Herausforderungen zu stellen, eine gemeinsame Haltung zu entwickeln und der Gesundheitspolitik beratend zur Seite zu stehen.
Und schließlich: Man müsse aufhören, jeweils nur einen Teil des Gesundheitssystems zu sehen. Also nur die Krankenanstalten, nur den niedergelassenen Bereich oder nur die Alten- und Pflegeheime. Minihuber: „Wir müssen die Patient*innen in den Mittelpunkt stellen, wo immer sie gerade sind. Sie gehören gehört, behandelt und betreut. Sektorenübergreifendes Denken und Handeln wird ein großes Thema der Zukunft werden: Menschen-zentriert und Mitarbeiter*innen-orientiert.“
Text: Josef Broukal
Foto: © Krankenhaus Barmherzige Schwestern Ried/Hirnschrodt
Zur Initiative „Gesund werden: Wo bin ich richtig?"
Die Gesundheitsversorgung funktioniert dann am besten, wenn die Patientinnen an der richtigen Stelle betreut werden, wenn sie Gesundheitskompetenz erwerben und der persönliche Kontakt zu den Mitarbeiter*innen des Gesundheitssystems gelingt. Das fördert die Initiative „Wo bin ich richtig“ mit umfassenden Informationen für die Bevölkerung und für Menschen in Gesundheitsberufen.
https://www.wobinichrichtig.at
Mag. Johann Minihuber, MBA MAS ,
Mag. Johann Minihuber, MBA MAS hat Gesundheitswissenschaften und Krankenhausmanagement studiert. Er leitete in der Vinzenz Gruppe den Strategie-Entwicklungsprozess für alle Krankenhäuser der Gruppe und das Fusionsprojekt Ordensklinikum Linz. Seit 2020 seht er als Geschäftsführer dem Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried vor und engagiert sich im Landesverband Hospiz OÖ. Mit 1. Mai 2024 übernahm er die Geschäftsführung der Oö. Ordensspitäler Koordinations GmbH und vertritt somit die gemeinsamen Interessen der Oberösterreichischen Ordensspitäler, zu denen das Klinikum Wels-Grieskirchen, Ordensklinikum Linz, Konventhospital Barmherzige Brüder Linz, Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried, Krankenhaus Sierning und das Krankenhaus St. Josef Braunau zählen, nach außen.