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Österreich
21.12.2020

Hochfrequenz-Ultraschall für bessere Biopsien

Mit dem Hochfrequenz-Ultraschallgerät EXACT setzt das Ordensklinikum Linz österreichweit das erste hochauflösende Ultraschallgerät für die Untersuchung der Prostata ein. Die hohe Bildqualität soll für mehr Diagnosesicherheit sorgen. 

Prostatakrebs ist in Österreich die häufigste Krebsart bei Männern. Um mehr Sicherheit bei der Diagnose von Prostatakrebs zu haben, setzt die urologische Abteilung am Ordensklinikum Linz auf das neuartige Hochfrequenz-Ultraschallgerät EXACT. „Das Ultraschall-Bild, das uns EXACT liefert, hat eine unglaublich gute Auflösung. Wir können damit die Prostata so gut sehen wie in einem MR-Bild, oder sogar besser“, sagt Prim. Dr. Wolfgang Loidl, Vorstand der Abteilung Urologie und Leiter des Prostatazentrums am Ordensklinikum Linz. 

Bei Verdacht auf Prostatakrebs wird die Prostata über den Enddarm mit Ultraschall untersucht oder ein Magnetresonanztomographie-Bild erstellt. Doch die Auflösung der normalerweise genutzten Ultraschallgeräte ist gering und liegt bei 9 bis 10 Megahertz, das Hochfrequenz-Ultraschallgerät EXACT hingegen hat eine Auflösung von 29 Megahertz. „Das Ultraschall-Bild füllt nun den gesamten Monitor, die Prostata ist auf dem Bild nicht vier bis fünf Zentimeter groß, sondern 40 bis 50 Zentimeter. Mit der hohen Auflösung sehen wir viel besser, wie wir biopsieren“, berichtet Loidl. 

Dem verdächtigen Gewebe auf der Spur

Denn während das Ultraschall-Bild aufgenommen wird, kann gleichzeitig die Prostata biopsiert werden. Dabei beobachten die SpezialistInnen das Prostata-Gewebe live, während sie die Proben entnehmen. Mit dieser dynamischen Darstellung sehen sie auch, wohin sich das tumorverdächtige Gewebe bewegt. Gerade bei Patienten, bei denen bereits zuvor die Prostata biopsiert wurde, beobachtet Loidl den bemerkenswerten Unterschied, den das hochauflösende Gerät macht. „Häufig sehe ich die Einstichstellen der vorigen Biopsie. Und ich sehe das verdächtige Gewebe viel besser. Damit kann ich beurteilen, ob bei der vorigen Biopsie die Proben möglicherweise nicht im, sondern neben dem verdächtigen Gewebe entnommen wurden.“ 

Wenn sich bei einer Untersuchung ein Verdacht auf Prostatakrebs ergibt, kann daher mit EXACT gleichzeitig die Prostata geschallt und eine Biopsie entnommen werden. Bringt ein Patient bereits einen MR-Befund mit, wird das MR-Bild ins System eingespielt und die SpezialistInnen führen eine fusionierte, Ultraschall-geleitete Biopsie durch.  

Schneller Ultraschall statt langes MR-Warten?

Die hochauflösenden Bilder von EXACT könnten eine Möglichkeit bieten, auf MR-Untersuchungen für die Diagnose von Prostatakrebs zu verzichten, hofft Loidl. „Die Problematik des MR in Österreich ist, dass es teils zu enormen Wartezeiten bis zur MR-Untersuchung kommt. Außerdem ist die Befundung von unterschiedlicher Qualität.“ Daher ist das Ordensklinikum Linz Teil einer internationalen, multizentrischen Studie, die untersucht, welche Qualität eine Biopsie mit der EXACT Methode im Vergleich zu einer MR-geleiteten Biopsie erzielt. „Patienten werden dafür doppelt biopsiert, einerseits in einer MR-geleiteten Biopsie, andererseits in einer Ultraschall-geleiteten Biopsie“, erläutert Loidl. „An über 1000 Patienten können wir so untersuchen, wie sich EXACT schlägt und ob hochauflösender Ultraschall das MR-Bild ersetzen könnte.“ 

Seit 2018 ist das Hochfrequenz-Ultraschallgerät EXACT am Ordensklinikum Linz im Einsatz und ist das einzige Gerät dieser Art, das derzeit in Österreich verwendet wird. Insgesamt wurden am Ordensklinikum Linz damit bereits über 1200 Patienten biopsiert, sowohl in als auch außerhalb von Studien. „Zunehmend werden auch Patienten zugewiesen, die bereits mehrfach nicht aussagekräftig biopsiert wurden, um zu sehen, ob mit EXACT eine genauere Befundung möglich ist“, berichtet Loidl. Seit 2019 ist es auch möglich, die Bilder des EXACT Ultraschalls mit Bildern aus dem MR zu vereinen.

In Zukunft möchte Loidl seinen Patienten routinemäßig eine rasche Abklärung bei Verdacht auf Prostatakrebs anbieten. „Wir würden das gerne als eine einzige Untersuchung anbieten. Der Patient kommt zur Blutabnahme, bei erhöhtem PSA wird der Patient gleich mit Ultraschall untersucht und eventuell biopsiert. Das Ziel wäre ein one-stop shop für den Patienten, allerdings muss dieses Service noch geplant und evaluiert werden.“

Text: Sophie Fessl

Wolfgang Loidl, Prim. Dr.

Vorstand der Abteilung Urologie und Leiter des Prostatazentrums am Ordensklinikum Linz

Loidl studierte Medizin an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, wo er 1983 promovierte. Bereits einen Teil seiner Turnusausbildung absolvierte  am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz, wo er anschließend auch seine Ausbildung zum Facharzt für Urologie absolvierte. Seit 2004 war Loidl Vorstand der urologischen Abteilung im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz, seit 2019 ist er Leiter der Urologie am Ordensklinikum Linz Elisabethinen. 

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