Studie sieht steigende Digitalisierungsbereitschaft in Gesundheitseinrichtungen
Fortschritte in Sachen Digitalisierung konstatiert eine aktuelle Studie von KPMG und SOLVE Consulting österreichischen Gesundheitseinrichtungen. Immer mehr Häuser haben eine Digitalisierungsstrategie entwickelt oder arbeiten gerade daran. Wesentliche Hürden sind nach Einschätzung der Befragten die Komplexität der IT-Strukturen und eine bisweilen wenig ausgeprägte Akzeptanz für neue Prozesse.
Welche Fortschritte die Digitalisierung im österreichischen Gesundheitswesen macht, was Einrichtungen zu verstärkten Digitalisierungsschritten motiviert, oder in welchen Bereichen noch Herausforderungen bestehen: Das sind einige der Themen, denen sich die im Mai 2024 präsentierte Studie „Das österreichische Gesundheitswesen: digital.ambulant.stationär“ von KPMG und SOLVE Consulting widmet. Bereits 2022 haben die Beratungsunternehmen eine ähnliche Untersuchung durchgeführt, was nun interessante Rückschlüsse auf die Entwicklung der Einschätzungen und Erfahrungen im zeitlichen Verlauf erlaubt.
Knapp die Hälfte der Organisationen haben eine Digitalisierungsstrategie
49 Prozent der Organisationen, aus denen die Befragten kommen, haben bereits eine Digitalisierungsstrategie etabliert, um zwei Prozentpunkte mehr als 2022. 22 Prozent arbeiten aktuell an einer solchen. In 51 Prozent der Organisationen liegt die Hauptverantwortung für die Digitalisierung nach wie vor fest in der Hand der IT-Abteilungen, doch wird den Fachabteilungen eine zunehmend wichtigere Rolle zugesprochen. 20 Prozent der Befragten sehen die Verantwortung für die digitale Transformation in ihrer Organisation nach wie vor gar nicht geregelt, 2022 waren das noch 24 Prozent.
„Digitalisierung geht über den rein technologischen Fokus hinaus und kann nur gelingen, wenn sie nicht isoliert als IT-Thema betrachtet wird. Vielmehr ist die digitale Transformation eine Querschnittsaufgabe, die tief in die Strukturen und Abläufe des gesamten Unternehmens eingreift“, betont Studienautorin Kathrin Bruckmayer, Partnerin bei KPMG. Essenziell für die erfolgreiche Implementierung von Digitalisierung sei auch ein klares Bekenntnis der Führungsebene zu einer Digitalisierungsstrategie.
Hauptmotive: Ressourcenoptimierung, Prozesseffizienz, Patient*innensicherheit
Mit 66 Prozent ist die Optimierung des Ressourceneinsatzes für den Großteil der Befragten die Hauptantriebskraft dafür, die Digitalisierung in ihrer Einrichtung oder Organisation voranzutreiben. An zweiter Stelle nennen 53 Prozent die Steigerung der Prozesseffizienz. Die Verbesserung der Patient*innensicherheit liegt mit 39 Prozent auf Platz drei der genannten Motive. Der Fachkräftemangel als treibender Faktor ist für 26 Prozent relevant, damit rückt dieses allgegenwärtige Thema von Platz 9 im Jahr 2022 auf Platz 5 vor.
„Digitalisierung geht über den rein technologischen Fokus hinaus und kann nur gelingen, wenn sie nicht isoliert als IT-Thema betrachtet wird.“ Kathrin Bruckmayer, KPMG
Zunehmende Bedeutung von Telemedizin
Telemedizinische Tools etablieren sich zunehmend in der Gesundheitsversorgung, wie die Studienergebnisse zeigen. 63 Prozent der befragten Organisationen haben telemedizinische Verfahren in ihre Abläufe integriert. Hauptanwendungsgebiete sind mit 74 Prozent die Diagnostik und mit 51 Prozent die Therapie.
Herausforderungen: Komplexe IT und zögerliche Akzeptanz
Als größte Herausforderungen der Digitalisierung sehen 68 Prozent weiterhin die Komplexität der IT-Strukturen und die damit verbundenen Schnittstellen, gefolgt von internen Hürden: Beinahe die Hälfte (48 Prozent) der Befragten schätzt die Akzeptanz neuer Strukturen und Prozesse als Herausforderung ein und 39 Prozent nennen fehlendes Know-how. „Um die Akzeptanz zu steigern und die Vorteile der Digitalisierung voll ausschöpfen zu können, benötigt es spezialisierte Fähigkeiten und begleitende Maßnahmen wie Schulungen, Kommunikationsmaßnahmen und strukturierte Veränderungsbegleitung“, sagt Magdalena Sattelberger, Geschäftsführerin von SOLVE Consulting.
Text: Birgit Kofler
Fotocredit: Gerd Altmann auf Pixabay
Über die Studie
Die Befragung wurde von KPMG in Zusammenarbeit mit SOLVE Consulting von November 2023 bis Februar 2024 durchgeführt, die Studie Ende Mai 2024 präsentiert. Befragt wurden 190 Vertreter*innen von Krankenhäuser, deren Betriebsgesellschaften, Sanatorien, Rehabilitationskliniken und -zentren, Organisationen der Langzeitpflege, Gesundheits- und Diagnosezentren, Sozialversicherungsträgern, Dachverband-Organisationen sowie Vereinen, mit einen Schwerpunkt im Gesundheitsbereich. Weiter gab es vertiefende Interviews mit 25 Expert*innen aus dem österreichischen Gesundheitswesen.