INnovation
Gesundheit
Österreich
15.12.2019

AMSA will mehr als „nur“ studieren

Eine weltweit vernetzte Initiative von Linzer Medizin-Studierenden setzt eigene Akzente bei der Ausbildung und in der Öffentlichkeit – auch mit unkonventionellen Ansätzen.

Rund 50 Studentinnen und Studenten der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität engagieren sich bei der AMSA, der Austrian Medical Students´ Association, in Linz. Seit zwei Jahren ist die Organisation – so wie in allen anderen österreichischen Städten, wo Medizin studiert werden kann – auch hier vertreten. „Wir sind eine unabhängige, ehrenamtliche Basisinitiative“, erklärt Ana-Sophia Almeida-Dehesa, die das AMSA-Komitee in Oberösterreich derzeit als „Local President“ leitet. Diese Amtsbezeichnung ist der Einbindung in den Dachverband IFMSA geschuldet, der mehr als eine Million angehende Medizinerinnen und Mediziner in 125 Ländern rund um den Globus erreicht.

Neben der Vernetzung von Medizinstudierenden in Österreich zählt daher der internationale Dialog durch weltweiten Famulatur- und Forschungsaustausch zu den Zielen der AMSA. Vor allem aber will die Initiative die medizinische Ausbildung über das aktuelle Curriculum hinaus ergänzen und mit Public-Health-Projekten den Diskurs zu aktuellen gesundheitlichen Themen in der Bevölkerung fördern. Dabei setzt die AMSA unter anderem auf Kooperationen und Partnerschaften mit oberösterreichischen Krankenhäusern wie dem Ordensklinikum Linz.

Reanimationstraining und Impfaufklärung

Eine solche Kooperation war die Aktion „Herzschlag“, mit der die AMSA heuer am Tag der Wiederbelebung (16. Oktober) in Linz erstmals öffentlich in Erscheinung trat. An mehreren Info-Ständen – auf dem Hauptplatz, in der Landstraße, in der Lentia City und am Campus der JKU – boten 35 Medizinstudierende bei Reanimationstrainings die Möglichkeit, für den Ernstfall als Ersthelfer zu üben. Rund 600 Interessierte nahmen daran teil. 2020 soll die Aktion wiederholt werden, möglichst mit zusätzlichen Stationen. So will man noch mehr Menschen auf das Thema Laienreanimation aufmerksam machen, denn dadurch könnten österreichweit jährlich bis zu tausend Leben gerettet werden.

Auch zum Thema Impfen wird AMSA im kommenden Jahr in Linz aktiv: Das Projekt Impfaufklärung (PrIma) umfasst neben Schulworkshops auch Info-Stände, eine Podiumsdiskussion und eine Social-Media-Kampagne während der European Immunization Week im April 2020. Nicht nur die Öffentlichkeit soll davon profitieren: Durch die Kooperation mit Mikrobiologen und Immunologen erhalten die Studierenden selbst bessere Einblicke in dieses medizinische Fachgebiet, das derzeit bei der Berufsentscheidung selten gewählt wird und daher als Mangelfach gilt.

Dr. House im Faktencheck

Kein Mangel an Teilnehmern droht wohl bei „House vs. Prof“, einem Vorlesungsprojekt der AMSA: Dabei nehmen Fachärzte eine Episode der US-Kultserie unter die Lupe und klopfen sie auf ihren Realitätsgehalt ab. So lässt sich auf unterhaltsame Weise einiges über Differentialdiagnosen und Behandlungsmethoden lernen. Die Reihe startet am 8. Jänner 2020 (18.30 Uhr) im Hörsaal I der FH Oberösterreich in der Garnisonstraße, weitere Termine wird es im Lauf des Sommersemesters geben.

Im Sommer 2020 plant die AMSA auch ein „Fachärztefrühstück“, bei dem sich Studierende im entspannten Ambiente eines gemeinsamen Frühstücks mit Ärztinnen und Ärzten über deren jeweiliges Fachgebiet unterhalten können. Bereits gestartet sind „Clinical Skills Workshops“ zum Erlernen klinischer Fähigkeiten in kleinerem Rahmen, zum Beispiel bei einem Laparoskopie-Training in Kooperation mit Gynäkologie-Primar Lukas Hefler vom Ordensklinikum Linz.

AMSA Collage

Auf der Agenda der AMSA stehen darüber hinaus weitere Workshops, von der Wundversorgung („Wehwehchen-Workshop“) bis hin zu Fächern wie Nuklearmedizin oder Labormedizin, die in der Ausbildung eher unterrepräsentiert sind. Nicht zuletzt arbeitet die Initiative auch daran, es Medizinstudierenden aus aller Welt zu ermöglichen, im Rahmen eines internationalen Austauschs vier bis acht Wochen lang bei einem Forschungsprojekt in Linz mitzuarbeiten.

Das Curriculum ergänzen

All diese Angebote sieht die Linzer AMSA-Präsidentin als Ergänzung des Curriculums der Medizinischen Fakultät. Mit einem Schwerpunkt auf Allgemeinmedizin, dem Aufbau als Bachelor- und Masterstudium und der Gliederung in organ- und themenzentrierte Module ist das Humanmedizin-Studium in Linz einzigartig in Österreich. Den interdisziplinären Fokus der Ausbildung schätzt Ana-Sophia Almeida-Dehesa sehr.

Und wie steht es um Linz als Studienort? „Die Haupt-Uni ist weit draußen, das spürt man. Aber Linz ist stark am Aufholen, es gibt viele Veranstaltungen für junge Leute“, meint Ana-Sophia Almeida-Dehesa, die aus Regensburg kommt. Ob sie sich vorstellen kann, nach Abschluss des Studiums als Ärztin in Oberösterreich zu bleiben? „Das kann ich mir durchaus vorstellen, so wie viele Kommilitoninnen und Kommilitonen. Oberösterreich hat etliche gute Krankenhäuser und viel Potenzial“, lautet die diplomatische Antwort.

Text: Josef Haslinger

Almeida-Dehesa, Ana-Sophia,

Präsidentin der AMSA

sie studiert im dritten Jahr Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät der JKU und ist seit Oktober 2019 für ein Jahr lokale Präsidentin der AMSA in Linz. Seit dem ersten Studienjahr ist sie bei der AMSA, wo sie sich vor allem in Projekten für öffentliche Gesundheit engagiert; ihre Schwerpunktthemen sind derzeit Impfen und Impfungen. Nach dem Studium strebt Ana-Sophia Almeida-Dehesa eine Ausbildung zur Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe an.

Haben Ihnen diese Artikel gefallen?

Erhalten Sie regelmäßig alle relevanten Nachrichten aus dem österreichischen Gesundheitswesen.